Wie ein Soldat nach Hause zurückkehrte

Ein Soldat hatte dem Zaren fünfundzwanzig Jahre gedient, aber keinen Lohn für seinen Dienst erhalten. So ging er nun nach Hause und dachte bei sich: Was soll ich nun weiter tun? Wer zu Hause noch am Leben ist, weiß ich nicht, und wer mich im Alter pflegt, das weiß ich auch nicht. Da traf er auf einmal einen gut angezogenen Mann mit einem Hut auf dem Kopfe.
„Sei gegrüßt, Soldat!“ sagte der Mann. „Wo warst du, und wohin gehst du?“
„Ja, weißt du“, sagte der Soldat, „ich habe dem Zaren fünfundzwanzig Jahre gedient. Jetzt gehe ich nach Hause. Aber was weiter mit mir wird, das weiß ich nicht.“
Da sagte der Mann zu ihm: „Du hast dem Zaren fünfundzwanzig Jahre gedient. Diene auch mir noch ein Jährchen, und ich werde dich für dein Alter versorgen.“
Da dachte der Soldat: Nun ja, dann diene ich ihm eben.
Und so folgte er dem Manne. Sie gingen durch einen Wald, durch Sümpfe, und da erblickte der Soldat einen strahlenden Palast.
Der Mann führte ihn in den Palast und sagte: „Hier wirst du arbeiten.“
„Aber was soll ich denn hier tun?“ fragte der Soldat.
Der Unbekannte führte ihn in eine Ecke, in der ein großer Kessel stand und sagte: „Hier in diesem Kessel wirst du Wasser kochen. Hier ist auch Brennholz.“
Plötzlich war der Unbekannte verschwunden.
Der Soldat legte Brennholz unter den Kessel, setzte es in Brand und wollte dann gern sehen, was es dort noch alles gab. Er ging in ein Zimmer und erblickte hier herrliche Tische und Stühle, und auf den Tischen standen Speisen und Getränke, alles, was das Herz begehrt.
Der Soldat aß und trank sich satt und ging weiter. Er kam in ein anderes Zimmer, und dort erblickte er Betten, Matratzen, Federbetten, Dau-nenkissen und Decken. Da beschloß er, sich schlafen zu legen. Nachdem er sich ausgeschlafen hatte, legte er wieder Holz unter den Kessel und ging weiter auf die Suche nach anderen Menschen. Er ging durch das ganze Haus, fand aber keine Menschenseele.
So verbrachte der Soldat einen Tag, einen zweiten und einen dritten. Da überkam ihn die Langeweile, er wußte nicht, was er tun, was er anfangen sollte und mit wem er sich die Zeit vertreiben konnte. So ging er wieder auf die Suche nach einem Buch oder einer Zeitung, um wenigstens etwas lesen zu können. Da fand er in einer Ecke ein Buch, das bestand nur noch aus fliegenden Blät-tern. Der Soldat legte die Blätter alle zusammen, und nachdem er das getan hatte, begann er zu lesen. Da hörte er eine Stimme rufen: „Soldat, Soldat, rette mich!“
Der Soldat legte das Buch beiseite und machte sich auf die Suche nach dem, der dort um Hilfe gerufen hatte. Er lief durch alle Zimmer und suchte alle Winkel ab, konnte aber niemanden finden. Da ging er wieder zurück und setzte sich nieder, um weiterzulesen. Er hatte sich kaum hingesetzt, da hörte er wieder die gleiche Stimme: „Soldat, Soldat, rette mich!“
Der Soldat legte das Buch beiseite und ging wieder auf die Suche. Er durchsuchte das ganze Haus, alle Ecken und Winkel, und dann ging er wieder zurück und las weiter.
Er hatte sich gerade hingesetzt, da hörte er wieder die Stimme: „Soldat, Soldat, rette mich!“
Da wurde der Soldat wütend und sagte: „Zum Teufel noch einmal, wo bist du denn und wie soll ich dich retten?“
Da hörte er die Stimme sagen: „Ich bin im Kessel.“
Der Soldat ging an den Kessel und dachte: Wie soll ich denn da herunterkommen? Denn der Kes-sel war tief – drei Meter tief. Der Soldat zog sich das Hemd aus, zerriß es in Streifen, wand einen Strick daraus, band einen kleinen Stein an das Ende des Strickes und ließ ihn in den Kessel hin-ab. Dann hörte er etwas aufschlagen. Da zog der Soldat schnell den Strick nach oben. Als er ihn herauszog, erblickte er ein so hübsches Mädchen, daß man es weder im Märchen erzählen noch mit der Feder beschreiben kann.
Das Mädchen sprach: „Dank dir, Soldat! Du hast mir geholfen, und so werde ich dir auch in deiner Not helfen. Das ist hier der Palast eines Zauberers, und du hast ihm schon zehn Jahre gedient. Bald wird der Zauberer kommen, um dir deinen Lohn zu zahlen. Nimm aber nichts von ihm, weder Gold noch Geldscheine, sondern bitte ihn nur um die alte zerrissene Geldbörse, die in der Kammer liegt, wo du dieses Buch gefunden hast, das nur noch aus fliegenden Blättern bestand und das du jetzt liest. Ich bin eine Zaren-tochter.“ Dann verschwand sie.
Da erschien auf einmal der Zauberer und sprach: „Nun, Soldat, du hast deine Zeit bei mir abgedient. Nun kannst du nach Hause gehen. Doch erst will ich dich für deine Dienste belohnen. Nimm, was du willst, Gold oder Geldscheine. Und nimm dir so viel, wie du tragen kannst.“
Der Soldat dachte nach und erinnerte sich an die Worte, die ihm die Zarentochter sagte, als er sie aus dem Kessel gezogen hatte. Da sagte er: „Nein, ich will weder Euer Gold noch Eure Geldscheine. Gebt mir lieber die alte Geldbörse, die dort in der Ecke liegt.“
Da wurde der Zauberer zornig und sprach: „Fort, geh fort von hier! Gar nichts gebe ich dir!“
Da lief der Soldat erschrocken fort und dachte bei sich: „Wo soll ich nun hin?“ Auf dem Weg zu dem Palast war er durch Sümpfe und Wälder gegangen, jetzt aber führte eine Asphaltstraße vom Palast weg, und in der Nähe war eine Stadt zu sehen. Nun, dachte er bei sich, ich will einfach hen. Nun, dachte er bei sich, ich will einfach gera-deaus gehen.
Als der Soldat so seines Weges ging, überlegte er: Nun, soll es der Teufel holen! Auch hier bin ich wieder ohne Lohn ausgegangen. Er kam an eine Wegkreuzung, und da fiel ihm auf einmal – hast-du-nicht-gesehen – die alte Geldbörse, die er bei dem Zauberer gesehen hatte, vor die Beine. Der Soldat hob sie auf und dachte: Da hat sie mir schon zu etwas geraten! Diese alte Geldbörse ist doch gerade drei Pfennig wert. Ich aber hätte mir zwei, drei Pud Gold mitnehmen können! Nun, ich werde einmal sehen, was in dieser Geldbörse steckt.
Er öffnete sie und fand nichts in ihr. Aber zu seinen Füßen hörte er auf einmal etwas klingen. Er sah hin und erblickte einen ganzen Haufen Gold. Da fragte sich der Soldat: Woher kommt denn das Gold? Er öffnete die Geldbörse noch-mals, und wieder lag ein Haufen Gold da. Da er-riet der Soldat das Geheimnis. Man brauchte nur die Geldbörse zu öffnen und zu schließen, und dann hatte man immer Gold.
Der Soldat steckte die Geldbörse ein und ging in die Stadt. Da sah er an jeder Ecke und in jeder Straße eine Bekanntmachung hängen, daß ein Soldat dem Herrn Stepan die Geldbörse gestohlen habe. Der Soldat lief in ein Geschäft, kaufte sich einen Mantel, einen Anzug und einen Hut, warf seine Soldatenkleidung fort und zog sich die Zivilsachen an. Er ging wieder durch die Straßen der Stadt und las überall auf den Plakaten, daß er Herrn Stepan bestohlen habe.
Da dachte der Soldat bei sich: Wo soll ich mich nur verstecken, damit man mich nicht faßt? Und er beschloß, zu dem Wachtposten in den Zarengarten zu gehen. Er zog sich wieder seine Solda-tenkleidung an, ging zu dem Wachtposten und bat um ein Nachtlager. Der Wachtposten antwortete sogleich, daß nirgends ein Nachtlager sei, aber dann bot er dem Soldaten an, in der Bude zu übernachten, die im Garten stand. Der Soldat willigte ein, und er legte sich zusammen mit dem Wachtposten in der Bude schlafen. Er fragte den Wachtposten, was es Neues gäbe, und dieser sagte: „Hier in unserem Garten steht eine Eiche, die ist so dick, daß sie drei Männer kaum umfassen können. Unser Zar hat eine große Belohnung für denjenigen ausgesetzt, der diese Eiche fällt und an ihre Stelle ein Denkmal setzt. Aber niemand findet sich.“
Da überlegte der Soldat und sprach: „Melde dem Zaren, daß ein Soldat gekommen ist, der das machen kann.“
Am anderen Tage meldete es der Wachtposten dem Zaren, und der Zar gab den Befehl, die Eiche zu fällen und ein Denkmal zu errichten. Nach eini-gen Tagen war das Denkmal fertig. Nach dieser Arbeit legten sich der Soldat und der Wachtposten in die Bude im Garten, um sich auszuruhen. Sie waren kaum eingeschlafen, als sie eine Stimme hörten: „Wer mich begraben hat, der soll heraus-kommen!“
Da sagte der Soldat zu dem Wachtposten: „Geh du hinaus, du hast hier im Garten zu bestimmen!“
Der Wachtposten aber sagte: „Nein, ich gehe nicht. Du hast ihn begraben, geh du auch hinaus.“
Da sprach der Soldat: „Was kommen soll, das kommt auch. Also muß ich hinausgehen.“
Der Soldat trat hinaus und sah am Denkmal ei-nen Mann stehen.
„Hast du mich begraben?“ fragte der Mann den Soldaten.
Da sprach der Soldat: „Ich habe nur die Eiche gefällt und ein Denkmal aufgestellt, habe aber niemanden begraben.“
Da sagte der Mann: „Diese Eiche war ich. Komm jetzt mit, ich will dir allen meinen Reichtum vererben.“
Und der Mann führte den Soldaten durch Sümpfe und Wälder. Sie kamen zu einer Mauer, deren Zinnen nicht zu sehen waren. Der Mann blies ge-gen die Mauer, und sie ging auseinander. Hinter der Mauer aber war ein glänzender Palast.
Da sprach der Mann: „Das hier ist mein Palast. Den vererbe ich dir.“
Sie kamen in einen Garten, und der Mann führte den Soldaten zu einem Apfelbaum, an dem schwarze Äpfel wuchsen. Da sagte er zu ihm: „Nun iß einen Apfel!“
Als der Soldat den Apfel gegessen hatte, fragte der Mann: „Nun, wie fühlst du dich?“
Da antwortete der Soldat: „Wenn ich jetzt ein Gefährt zu fassen bekomme, bringe ich es be-stimmt zum Stehen.“
„Das genügt noch nicht“, sagte der Mann, „iß noch einen Apfel!“
Als der Soldat noch einen Apfel gegessen hatte, fragte der Mann: „Nun, wie fühlst du dich jetzt?“
Da antwortete der Soldat: „Jetzt könnte ich sogar unsere Erde zum Stehen bringen.“
„Das genügt noch nicht“, sagte der Mann, „iß noch einen Apfel!“
Als der Soldat den dritten Apfel gegessen hatte, fragte der Mann: „Nun, wie fühlst du dich jetzt?“
Da antwortete der Soldat: „Wenn ich jetzt mit der einen Hand die Erde und mit der anderen den Himmel greifen könnte, würde ich alles auf den Kopf stellen.“
„Nun ist es gut“, sagte der Mann, „komm jetzt mit in meinen Pferdestall!“
Sie gingen in die erste Box, dort stand ein sehr schönes Pferd unter der Nummer 1, und darüber hing ein Schwert, auch unter der Nummer 1. Da sagte der Mann: „Hier hast du mein erstes Pferd.“
Sie gingen in die zweite Box, und dort stand ein Pferd unter der Nummer 2, und darüber hing sein Schwert, auch unter der Nummer2. Da sagte der Mann: „Hier hast du mein zweites Pferd.“
Dann gingen sie in die dritte Box. Dort stand das dritte Pferd unter der Nummer 3, und darüber hing ein Schwert, auch unter der Nummer 3. Da sagte der Mann: „Hier ist mein drittes Pferd. Diese Pferde wirst du im Leben brauchen. Aber jetzt komm mit! Ich will dir mein Geld übergeben.“
Er führte den Soldaten in einen Raum, in dem ganze Berge Gold, Silber und Geldscheine lagen.
Er sagte: „Das hier gehört alles dir. Jetzt aber stampfe einmal fest mit dem Fuß auf!“
Der Soldat tat es und wurde jung, hübsch und stark. Da verschwand der Mann, der ihm seinen ganzen Reichtum vermacht hatte. Der Soldat aber dachte: Wo soll ich jetzt nur hin?
Und er beschloß, in den Zarengarten zum Wachtposten zu gehen. Bevor er in den Garten kam, stampfte er mit dem Fuß auf und wurde wieder zu dem alten Soldaten, der er vorher ge-wesen war. Er kam zu dem Wachtposten und fragte ihn, was es Neues gäbe. Da erzählte der Wachtposten, daß sich in der Nähe der Stadt ein See befinde, in dem ein Drache wohne, der nichts anderes fräße als Menschen. Und aus jedem Hau-se habe man diesem Drachen schon Menschen zum Fraß vorgeworfen, aber jetzt sei die Reihe an unseren Zaren gekommen. Morgen werde die älteste Tochter des Zaren an das Ufer des Sees ge-bracht.
Ohne lange zu überlegen, eilte der Soldat in seinen Palast, den ihm der Mann hinterlassen hatte, trat dort fest mit dem Fuß auf, verwandelte sich in einen starken Menschen, sattelte sein Pferd Nummer 1, nahm das Schwert Nummer 1 und eilte zum Ufer des Sees. Am Ufer des Sees befand sich ein großer Busch, und in dem versteckte sich der Soldat mit seinem Pferd. Neben dem Busch aber stand eine Bank, auf die sich jedesmal das Opfer des Drachen setzte.
Am frühen Morgen brachte der Zar seine Tochter inmitten einer großen Prozession von Volk und Generälen zum Ufer des Sees, um sie hier dem Drachen zum Fraß vorzuwerfen. Das Volk ging wieder zurück, die Generäle aber versteckten sich hinter einem Hügel, um zu sehen, was mit der Za-rentochter werden würde. Die Zarentochter aber setzte sich auf die Bank. Da rauschte auf einmal das Wasser im See, und heraus trat ein dreiköpfiger Drache und ging geradenwegs auf die Zaren-tochter zu. Der Soldat stürzte sich sofort mit seinem Pferd auf den Drachen und schlug ihm mit einem Hieb alle drei Köpfe ab. Die Köpfe nahm er, preßte sie so fest zusammen, daß sie zu Mücken-nasen wurden, und legte sie in seine Geldbörse. Die Zarentochter dankte dem Soldaten voller Freude und lud ihn zu sich ein. Der Soldat aber lehnte ab und sagte, daß er sehr müde sei und sich ausruhen müsse. Er eilte zurück in seinen Pa-last, und die Zarentochter ging nach Hause. Ein General kam ihr entgegen und sagte: „Schwöre mir, dem Zaren zu sagen, daß ich dich gerettet habe. Wenn nicht, erschieße ich dich!“
Die Zarentochter willigte ein und schwor, es dem Zaren so zu sagen, wie der General es von ihr verlangt hatte. Der Soldat aber brachte sein Pferd wieder in den Stall und ging in den Zaren-garten zum Wachtposten. Da erzählte ihm der Wachtposten: „Heute hat ein General die älteste Tochter des Zaren vor dem Drachen gerettet, und morgen soll die mittlere Tochter dort hingebracht werden.“
Ohne lange zu überlegen, eilte der Soldat in seinen Palast, nahm das Pferd Nummer 2 und das Schwert Nummer 2, jagte wieder zum Ufer des Sees und versteckte sich im Busch.
Am frühen Morgen wurde die zweite Zarentochter dort hingebracht. Einer der Generäle blieb wieder zurück, um aufzupassen, was mit der Zarentochter geschähe. Als sich die Zarentochter auf die Bank gesetzt hatte, rauschte das Wasser im See, trat über die Ufer, und heraus kam ein sechsköpfiger Drache und ging geradenwegs auf die Zarentochter zu. Der Soldat stürzte sich mit seinem Pferd auf den sechsköpfigen Drachen und schlug ihm mit einem Hieb alle sechs Köpfe ab, preßte sie zu Mückennasen zusammen und legte sie in seine Geldbörse. Auch diese Zarentochter lud den Soldaten voller Freude zu sich ein. Er aber wollte nicht und sagte, daß er sich ausruhen müs-se. Der Soldat eilte zu seinem Palast, und die Zarentochter ging nach Hause. Ihr begegnete der andere General, und auch er verlangte von ihr zu schwören, daß er sie gerettet habe. „Wenn du nicht einwilligst“, sagte er, „erschieße ich dich!“ Da willigte die Zarentochter ein.
Der Soldat brachte sein Pferd in den Stall und ging wieder in den Zarengarten zum Wachtposten. Der Wachtposten sagte zu ihm: „Auch die mittlere Tochter des Zaren hat ein General gerettet. Morgen aber soll die jüngste dort hingebracht werden.“
Ohne lange zu überlegen, eilte der Soldat in seinen Palast, sattelte sein Pferd Nummer 3, nahm das Schwert Nummer 3, jagte wieder zum Ufer des Sees und verbarg sich in dem Busch.
Am frühen Morgen brachte man die dritte Toch-ter des Zaren zum See. Einer der Generäle blieb wieder zurück, um aufzupassen, was mit der Za-rentochter geschehen würde. Als sich die Zarentochter auf die Bank gesetzt hatte, erkannte der Soldat, daß es dieselbe war, die er im Haus des Zauberers aus dem Kessel gezogen hatte.
Da schäumte auf einmal das Wasser im See, der Wind toste, und aus dem See trat ein neun-köpfiger Drache. Der Soldat kam schnell aus dem Busch heraus, schlug mit dem Schwert zu, schlug sechs Köpfe ab, und drei blieben dem Drachen. Ein Kopf hatte den Soldaten am Arm gepackt. Der Soldat zog den Arm heraus und schlug die restli-chen drei Köpfe ab. Den Rumpf des Drachen aber warf er in den See. Sein ganzer Arm war voll Blut. Die Zarentochter riß einen Streifen von ihrem Kleid ab und verband dem Soldaten den Arm. Sie lud ihn zu sich ein, denn der Zar würde zu Ehren der Errettung seiner Töchter ein Fest veranstal-ten. Der Soldat lehnte ab und sagte, daß er müde sei und sich ausruhen müsse, versprach aber, später zum Fest zu kommen.
Der Soldat verschwand, und die Zarentochter ging nach Hause. Da kam ihr der General entge-gen und sagte, sie solle schwören, daß er sie ge-rettet habe. Wenn sie das nicht tue, würde er sie erschießen. Die Zarentochter willigte ein.
Der Soldat brachte sein Pferd in den Stall und ging wieder in den Zarengarten zum Wachtpo-sten. Der Wachtposten sagte, daß morgen beim Zaren ein öffentliches Fest aus Freude über die Rettung der Zarentöchter sein werde und daß der Zar alle, Arme und Reiche, dazu eingeladen habe.
Da sagte der Soldat: „Nun ja, gehen wir auch einmal hin und sehen uns das an!“
Am anderen Tag gingen sie zu dem Fest. Dort aber standen so viele Tische, daß sie nicht zu zäh-len waren. Und auf den Tischen stand alles, was das Herz begehrte: zu essen und zu trinken und zu rauchen, und die Musik spielte dazu. Der Sol-dat und der Wachtposten setzten sich an den letz-ten Tisch. Da kamen die Zarentöchter Arm in Arm mit den Generälen an allen Tischen entlang, um zu sehen, ob für alle reichlich gedeckt war. Als sie an den letzten Tisch kamen, bemerkte die jüngste Zarentochter am Arm des Soldaten den Streifen von ihrem Kleid, mit dem sie ihrem Retter den Arm verbunden hatte. Als sie näher herankam, erkannte sie auch, daß es der Soldat war, der sie aus dem Kessel befreit hatte. Sie wollte dem Soldaten um den Hals fallen, aber der General ließ das nicht zu. Da ging sie zum Zaren und erzählte, daß nicht die Generäle sie vor den Drachen geret-tet hätten, sondern der Soldat, der am letzten Tisch sitzt. Der Zar ließ die Generäle verhaften und den Soldaten zu sich bringen.
Der Soldat kam zum Zaren, und die ganze Sa-che klärte sich auf. Er zeigte die Drachenzungen und den Streifen vom Kleid der jüngsten Zarentochter. Er erzählte, wie er die jüngste Zarentochter aus dem Kessel des Zauberers befreit und wie er alle drei Töchter des Zaren vor den Drachen gerettet hatte.
Der Zar ließ die Generäle erschießen, und der jüngsten Zarentochter erlaubte er, den Soldaten zu heiraten.
Auch ich war auf dieser Hochzeit, habe Met und Wein getrunken, die sind mir den Bart entlangge-laufen, aber nicht in den Mund gekommen. Damit ist das Märchen zu Ende.

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