Wie das Schwein zu Tanze ging

Es lebten einmal ein Mann und eine Frau. Die Frau sagt: „Wir wollen unser Schwein schlachten. Der Schwager will kommen, und wir haben kein Schweinefleisch im Hause.“ Das hörte das Schwein und beschloß fortzulaufen. Wie es so läuft, begegnet ihm der Hund. „Schwein, wohin gehst du?“ – „Zum Tanz!“ – „Nimm mich mit!“ – „Nur zu! Je mehr, desto lustiger!“ Sie gingen wei-ter. Begegnet ihnen der Hase: „Schwein, wohin gehst du?“ – „Zum Tanz!“ – „Nimm mich mit!“ – „Nur zu! Je mehr, desto lustiger!“ Schwein, Hund und Hase gehen weiter. Begegnet ihnen der Fuchs: „Schwein wohin gehst du?“ – „Zum Tanz!“ – „Nimm mich mit!“ – „Nur zu, komm mit! Je mehr, desto lustiger!“ Schwein, Hase, Hund und Fuchs gingen weiter. Begegnet ihnen der Wolf: „Schwein, wohin gehst du?“ – „Zum Tanz!“ – „Nimm mich auch mit!“ – „Nur zu! Je mehr, desto lustiger!“ Schwein, Hund, Hase, Fuchs und Wolf gingen weiter. Kommt ihnen der Bär entgegen. „Wohin gehst du, Schwein?“ – „Zum Tanz!“ – „Nimm mich auch mit!“ – „Warum nicht? Nur zu! Je mehr, desto lustiger!“ Schwein, Wolf, Bär, Fuchs, Hase und Hund gingen weiter und immer weiter. Da kamen sie an eine große Grube. Wie hinüberkommen? Die Latte, die darüberführte, war dünn. Das Schwein ging voran, als letzter folgte der Bär. Als sie in der Mitte waren, brach die Stange, und alle fielen in die Grube. Sie saßen lange Zeit und bekamen Hunger. Da sagt der Fuchs: „Wir wollen sehen: wer am längsten heu-len kann.“ Alle begannen zu heulen, nur der Hase brachte keinen Laut heraus. Da rissen sie ihn in Stücke. Der Fuchs nahm die Därme und legte sich darauf. Der Bär aber hatte nicht mitgeheult; er war über alle der Herr. Sie saßen einen ganzen Tag und noch einen, da begannen sie wieder um die Wette zu heulen. Das Schwein hielt nicht mit und wurde gefressen, danach auch der Hund und der Wolf. Die Därme aber hatte jedesmal der Fuchs genommen und sich darauf gelegt. Nun wa-ren nur noch Fuchs und Bär übrig. Sie saßen viele Stunden, der Fuchs aber langte mit der Pfote un-ter seinen Leib und fraß die Därme. Fragt der Bär: „Was frißt du, Fuchs?“ – „Meine Därme ziehe ich heraus und fresse sie.“ Der Bär griff sich in den Leib, riß alle Därme und was sonst noch darin war heraus und krepierte. Der Fuchs fraß ihn auf. Nun saß er in dem Loche und wußte nicht, wie er herauskommen sollte. Da sieht er einen Specht über dem Loche fliegen. „Väterchen Specht, hilf mir heraus!“ – „Wie soll ich dir denn heraushelfen?“ – „Hack mit deinem Schnabel kleine Stufen!“ Er hackte kleine Stufen, und der Fuchs kletterte heraus. „Väterchen Specht, gib mir Bier zu trinken!“ – „Wie soll ich dir denn zu trinken geben?“ – „Dort fährt ein Bauer Bier. Setz dich abwechselnd aufs Pferd und aufs Faß, dann wieder aufs Pferd und wieder aufs Faß!“ Der Specht flog hin. Der Bauer begann, mit der Peitsche zu schlagen, schlug das Faß entzwei, das Bier floß aus, und der Fuchs trank sich voll. Dann bittet er: „Väterchen Specht, füttere mich mit Pfannkuchen!“ – „Wie soll ich dich denn füttern?“ – „Wenn die Bäuerin den Teig anrührt, stiehl ein paar Pfannkuchen!“ Der Specht tat’s. Der Fuchs bittet wieder: „Väterchen Specht, bring mich zum Lachen!“ – „Wie soll ich dich denn zum Lachen bringen?“ – „Dort sind vier Bauern zum Dreschen. Flieg hin und setz dich auf sie, bald auf den einen, bald auf den anderen, dann werden sie einander mit den Dreschflegeln schla-gen.“ Der Specht flog hin. Die Bauern schlugen einander über Kreuz, daß es eine Art hatte. Der Fuchs aber kicherte hinter der Tenne. Sie hörten’s und hetzten die Hunde auf ihn. Da rannte er, was die Beine hergaben, zwängte sich in einen hohlen Baum und fragte: „Äuglein, was habt ihr getan?“ – .Wir haben immer ausgeschaut, Fuchs, und dir geholfen zu entkommen.“ – „Beine, meine Beine, was habt ihr getan?“ – „Wir sind immer gerannt, Fuchs, und haben dich vor den Hunden bewahrt.“ – „Und du, Schwanz, was hast du getan?“ – „Ich bin dir immer zwischen die Beine gekommen.“ – „Ach, du bist mir immer dazwischengekommen, wolltest, daß mich die Hunde fressen! Das zahl ich dir heim!“ Und steckte ihn aus dem hohlen Baum heraus. Die Hunde rissen den Schwanz ab, und der Fuchs lief von nun an ohne Schwanz umher. Die anderen Füchse verspotteten ihn. Der Fuchs aber sagte: „Reißt nur auch euren Schwanz ab, dann werdet ihr merken, wie leicht es sich läuft.“ Aus!

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