Wanjuschka der Dummkopf

Ein Vater hatte drei Söhne. Er war aber, wie man früher so sagte, ein wenig ein Zauberer. Eines schönen Tages nun kam er ans Sterben.
„Hört, Söhne, wenn ich gestorben bin, sollt ihr drei Nächte an mein Grab kommen!“
Nun, versteht sich, Söhne müssen des Vaters Gebot ausführen. Also schnell das Los geworfen!
Das Los traf für die erste Nacht den ältesten Bruder, für die zweite Nacht den mittleren Bruder und für die dritte den Wanjuschka.
Da sagte der älteste Bruder:
„Wanja, geh du für mich!“
Der Abend kommt, er nimmt ein Bündel Bast, nimmt eine Handvoll Hanf, ein Ahornscheit dazu, und auch noch ein Bund Stroh.
So kommt er ans Grab und setzt sich hin, den Pfriemen in der Hand. Ans Flechten denkt er nicht, klopft aber mit dem Pfriemen. Als Mitternacht he-rankommt, beginnt das Grab zu zittern, und aus dem Grab ertönt eine menschliche Stimme:
„Wer ist am Grab?“
„Ich bin am Grab.“
„Du, der Dummkopf?“
„Ich, der Dummkopf!“
„Dafür will ich dich belohnen. In den Bannwiesen haust ein Schwein mit goldenen Borsten. Es soll dein sein.“
„Danke, Väterchen!“
Am Morgen wurde es hell. Er kommt eilig ge-laufen, und die Brüder sehen ihn:
„Dort, dort kommt Wanjuschka; er lebt noch!“
Also gut. Jetzt kommt die zweite Nacht. Der mittlere Bruder muß gehen. Der mittlere Bruder sagt:
„Wanja, geh du für mich!“
„Schön!“
Er nimmt ein Bündel Bast, nimmt eine Handvoll Hanf, ein Ahornscheit dazu, und auch noch ein Bund Stroh.
Kommt ans Grab, ans Flechten denkt er nicht, klopft aber mit dem Pfriemen. So kommt Mitternacht heran. Das Grab erzittert, und aus dem Grab ertönt eine menschliche Stimme:
„Wer ist am Grab?“
„Ich bin am Grab.“
„Du, der Dummkopf?“
„Ich, der Dummkopf!“
„Dafür will ich dich belohnen. Es haust in den Bannwiesen ein Stier mit goldenen Hörnern. Er soll dein sein.“
„Danke, Väterchen!“ Es wird hell, er geht, und sie sehen ihn:
„Der Dummkopf, der Dummkopf! Er lebt noch!“
Also gut. Der Abend kommt und damit die drit-te Nacht. Er sagt:
„Ich bin für euch nachts draußen gewesen. Geht jetzt wenigstens ihr beide für mich!’
Doch sie:
„Mach, was du willst, unsere Nächte sind schon vorbei.“ Nun, versteht sich, er nimmt ein Bündel Bast, nimmt eine Handvoll Hanf, ein Ahornscheit dazu, und auch noch ein Bund Stroh. So machte er sich auf den Weg und setzte sich aufs Grab; ans Flechten denkt er nicht, klopft aber mit dem Pfriemen. Mitternacht kommt heran. Das Grab erzittert, und aus dem Grab ertönt eine menschliche Stimme:
„Wer ist am Grab?“
„Ich bin am Grab.“
„Du, der Dummkopf?“
„Ich, der Dummkopf!“
„In den Bannwiesen grast die Siwka-Burka, die weise Kaúrka. Sie soll dein sein.“
„Danke, Väterchen!“
Also gut, er geht. Die Brüder sehen ihn:
„Sieh doch, sieh doch, der Dummkopf kommt!“
Und waren sehr verwundert.
Sie waren, versteht sich, verheiratet, er aber war ledig, der Dummkopf nämlich. So leben sie also, und es vergingen einige Jahre. Der Zar aber hatte eine Tochter. Wie die Zeit kommt, sie zu verheiraten, baute der Zar ein Haus, zwölf Bal-kenlagen hoch, setzte sie oben darauf und sagt:
„Wer meine Tochter erreicht, wird ihr Bräutigam.“
Das ganze Volk kommt dort zusammen, und auch die Brüder wollten zusehen. Sie machten sich reisefertig und brachen auf.
Der Dummkopf sagt:
„Nehmt mich mit!“
Sie beschimpften ihn mit allen möglichen Ausdrücken.
„Ist mir ganz egal, ich werde dort sein!“
„Komm nur! Wir werden dir den Rücken strei-chen!“
Also gut, sie zogen davon. Er ging zum Hinter-tor hinaus, pfiff und rief:
„Siwka-Burka, weise Kaúrka, komm herbei ge-schwind, schneller als der Wind!“ Siwka-Burka kommt gesaust, daß die Erde nur so braust. Wie sie vor ihm stand, kroch er ihr ins linke Ohr, trank und aß sich satt, dann ins rechte – macht’ sich glatt. Und war ein so schmucker Bursche gewor-den, du glaubst es nicht, du ahnst es nicht, be-schreibst’s auch mit der Feder nicht. So machte er sich auf den Weg. Seine Brüder hatte er schnell erreicht und zog ihnen ordentlich eins mit der Peitsche über. Dann kam er angeflogen, machte einen Satz bis zum sechsten Balken, aber sechs Balken fehlten noch. Er wandte um und jagte zu-rück. Wie er wieder zu Hause war, ließ er Siwka-Burka laufen und legte sich wieder auf den Ofen, die Hosen bis an die Knie. Ja. Nun kommen die Brüder herein und sagen:
„Das war ein Kerl! So etwas haben wir unser Lebtag noch nicht gesehen!“
„Meint ihr etwa mich?“
„Hahaha, meinen wir etwa dich?! Warte, wir werden dich durchwalken! Für dieses Wort müs-sen wir dich durchwalken!“
Also gut. Es verging einige Zeit, und wieder ruft der Zar das Volk zusammen.
Wieder bettelt er:
„Nehmt mich mit, Brüder. Ich möchte sehen, was das für eine Zarentochter ist!“
„Du bist wohl nicht bei Trost, du Rotznase!“
Also gut, sie zogen ab.
Er ging zum Hintertor hinaus, pfiff und rief.
Siwka-Burka kommt gesaust, daß die Erde nur so braust. Wie sie vor ihm stand, kroch er ihr ins linke Ohr, aß und trank sich satt, dann ins rechte – macht’ sich glatt. Und war ein so schmucker Bursche geworden, du glaubst es nicht, du ahnst es nicht, beschreibst’s auch mit der Feder nicht. Er überholt alles Volk und saust, daß die Erde braust. Holte seine Brüder ein und versetzte ihnen eins mit der Peitsche. Dann machte er einen Satz – noch drei Balken fehlten bis zu ihr.
Er wandte um und jagte zurück. Sein Pferd ließ er laufen, sich selbst legte er wieder auf den Ofen.
Nun kommen die Brüder herein und sagen:
„Das war ein Kerl! So etwas haben wir unser Lebtag noch nicht gesehen!“
„Meint ihr etwa mich?“
Sie überschütteten ihn mit Schimpfworten. Also gut. Es verging einige Zeit.
Der Zar ruft wieder das Volk zusammen. Ja. Also, die Brüder wollen wieder zusehen.
„Auf, wir wollen’s uns ansehen. Vielleicht kommt der tüchtige Kerl wieder geritten!“
Er bettelt.
„Ich möchte mitkommen und zusehen!“
„Du bist wohl nicht bei Trost, du Mißgeburt!“
„Ist mir ganz egal, ich werde doch dort sein!“
„Komm nur! Wir walken dich durch!“
Er machte es wieder so: ging zum Hintertor hinaus, pfiff und rief:
„Siwka-Burka, weise Kaúrka, komm herbei ge-schwind, schneller als der Wind!“
Siwka-Burka kommt gesaust, daß die Erde nur so braust. Wie sie vor ihm stand, kroch er ins linke Ohr, trank und aß sich satt, dann ins rechte – macht’ sich glatt. Und war ein so schmucker Bursche geworden, du glaubst es nicht, du ahnst es nicht, beschreibst’s auch mit der Feder nicht. Dann machte er sich auf den Weg. Kam angeflogen, versetzte wieder jedem einen ordentlichen Hieb, flog empor, erreichte die Zarentochter, sie drückte ihm mit ihrem Siegelring ein Mal auf die Stirn, gab ihm den Ring und küßte ihn. Er wandte um und machte sich auf den Heimweg; den Ring trug er am Finger. Zu Hause ließ er das Pferd lau-fen, wickelte den Ring in einen Lappen, und um die Stirn band er ein Handtuch.
Nun kommen die Brüder herein und sagen:
„Alle Wetter, was für ein Kerl! Hat sie erreicht! Nun gibt’s Hochzeit.“
Er sagt:
„Meint ihr etwa mich, Brüder?“
„Hahaha, meinen wir etwa dich! Was ist mit deiner Stirn?“
„Bin vom Ofen heruntergefallen.“
„Da hat man’s wieder, vom Ofen gefallen!“
Und sie überschütteten ihn mit Schimpfworten.
In der Nacht nun plagt ihn doch die Neugierde, und er will sich den Ring ansehen. Er wickelte ihn aus dem Lappen – da war die Hütte ganz hell.
„Dummkopf, verschwende nicht die Streichhölzer!“
„Ich verschwende keine Streichhölzer!“
Also gut. Und nun, versteht sich, ruft der Zar seine Generäle zusammen, sie sollen den Bräuti-gam suchen. Er nimmt dazu die Generäle und alle guten Offiziere.
Er hat sie also zusammengerufen, aber sie kön-nen ihn auf keine Weise finden. Jetzt ruft er die Kaufleute, die aus den Dörfern. Nein, sie finden ihn nicht. Jetzt die Bauern. Auch die Brüder ma-chen sich auf. Nein, sie finden ihn nicht. Jetzt nimmt er Leute aus dem gemeinen Volk – auch Wanjuschka selbst war dabei. Er macht sich auf den Weg, kommt zu ihr und setzt sich hin. Sie gießt ihm gleich ein Glas Schnaps ein, da sah sie den Siegelring und das Mal an der Stirn. Sie tritt nahe heran, wischt ihm das Gesicht ab und führt ihn zu ihrem Vater.
„Hier, Vater, ist mein Bräutigam, den mir das Schicksal beschieden hat!“
Auf dem Hinterhof wurde eine Hütte eingerich-tet, und dort lebten sie. Ein Jahr hatten sie nun
vielleicht dort gelebt, da hörte der Zar, daß in den Bannwiesen ein Schwein mit goldenen Borsten haust. Er hatte aber noch mehr Schwiegersöhne.
„Reitet los und fangt es!“
Sie ritten davon. Des Dummkopfs Frau aber kommt zu ihrem Mann.
„Was gibt’s dort bei Vater Neues?“
„Je nun, ein Schwein mit goldenen Borsten haust in den Bannwiesen. Jetzt haben sich gerade alle Schwäger aufgemacht und sind losgeritten, es zu fangen.“
„Geh und bitte um irgendein Pferd, ich will auch reiten und mir das Schwein mit den goldenen Bor-sten ansehen.“
Sie kommt zum Vater.
„Vater, gib mir ein Pferd, Wanja will auch aus-reiten!“
„Nimm eines ganz hinten vom Hofe, dort das lahme!“ Wanja saß auf, mit dem Hintern nach vorn, und nahm den Schwanz ins Maul. Er zog es mit den Zähnen am Schwanz, daß die Haut nur so davonflog:
„Elstern und Raben! Hier habt ihr vom Zaren euren Lohn und von mir ein Mittagessen!“
Er pfiff und rief:
„Siwka-Burka, weise Kaúrka, komm herbei ge-schwind, schneller als der Wind!“
Siwka-Burka kommt gesaust, daß die Erde nur so braust. Wie sie vor ihm stand, kroch er ins lin-ke Ohr, trank und aß sich satt, dann ins rechte – macht’ sich glatt; und war ein so schmucker Bur-sche geworden, du glaubst es nicht, du ahnst es nicht, beschreibst’s auch mit der Feder nicht. Er überholte seine Schwäger, sie bekamen ihn nicht einmal zu sehen. Sein Pferd ließ er in die Bann-wiesen laufen, er selbst schlug ein weißes Zelt auf und liegt und räkelt sich dort wie ein General. Nun kamen sie, versteht sich, in die Bannwiesen geritten. Vom Schwein mit den goldenen Borsten aber bekamen sie nur die Borsten zu sehen; es huschte vorüber wie ein Vogel – und weg war es. Ja, da reiten sie nun. Auf einmal erblickten sie ihn.
„Was ist denn das für einer? Vielleicht weiß der, wo es ist.“
„Guten Tag!“
„Guten Tag!“
„Kommt ihr weit her?“
„Ja, der Zar hat uns den Auftrag gegeben, das Schwein mit den goldenen Borsten zu fangen. Aber von Fangen kann keine Rede sein, wir haben es nicht einmal richtig zu Gesicht bekommen.“
„Wollt ihr’s euch was kosten lassen? Ich will es euch fangen.“
„Ja, Väterchen, nichts soll uns zu teuer sein.“
„Nun, ich werde nicht viel von euch nehmen, – von jedem aus dem Rücken einen Riemen, einen Finger lang oder zwei.“
Er schnitt jedem einen Riemen aus dem Rük-ken.
Dann lockte er das Schwein. Es kam zu ihm, sie führten’s weg. Er rief seine Siwka-Burka, überhol-te alle und lümmelt wieder zu Hause herum, ganz der alte Dummkopf.
Sein Weib kam. Er sagt:
„Was gibt’s?“
„Je nun, sie haben das Schwein gebracht. Und wir leben hier im Unglück.“
„Warte nur, auch bei uns kehren noch Festtage ein.“
„Weswegen sollten sie wohl zu uns hier auf den Hinterhof kommen? Das wird nie sein.“
„Das wird sein!“
Gut. Einige Zeit verging. Da hörte der Zar, daß in den Bannwiesen ein Stier mit goldenen Hörnern haust.
Wieder versammelt er seine Schwiegersöhne.
„Nun, ihr meine treuen Diener. Ich habe gehört, daß ein Stier mit goldenen Hörnern in den Bann-wiesen haust. Könnte man ihn nicht fangen?“
„Warum nicht? Das Schwein haben wir doch auch gefangen“ (doch davon sagten sie nichts, daß nicht sie es gewesen waren).
Und wieder ritten sie los. Die Zarentochter kommt zu Wanjuschka.
„Was gibt’s Neues bei Vater?“
„Sie sind fortgeritten, den Stier mit den golde-nen Hörnern zu fangen.“
„Geh und bitte um ein Pferd!“
Sie kommt zum Vater.
„Vater, Wanja möchte auch reiten und sich an-sehen, was das für ein Stier ist.“
„Dort auf dem Hinterhof“, sagt er, „ist ein Pferd.“
Sie ging, nahm’s und brachte es mit Mühe und Not vor ihre Hütte. Er setzte sich darauf, mit dem
Hintern nach vorn, und nahm den Schwanz ins Maul. Sie sieht’s:
„Ach, Liebster, nicht einmal aufsitzen kannst du, wie sich’s gehört.“
Er aber ritt zur Stadt hinaus und zog mit den Zähnen am Schwanz, daß die Haut nur so davon-flog.
„Elstern und Raben, hier habt ihr vom Zaren euren Lohn und von mir ein Mittagessen!“
Er pfiff und rief:
„Siwka-Burka, weise Kaúrka, komm herbei geschwind, schneller als der Wind!“
Siwka-Burka kommt gesaust, daß die Erde nur so braust. Wie sie vor ihm stand, kroch er ins linke Ohr, trank und aß sich satt, dann ins rechte – macht’ sich glatt. Und war ein so schmucker Bursche geworden, du glaubst es nicht, du ahnst es nicht, beschreibst’s auch mit der Feder nicht. Wieder überholte er alle, sie bekamen ihn nicht einmal zu sehen. Dann schlug er sein weißes Zelt auf, liegt und räkelt sich und liest die Zeitung. Die anderen, versteht sich, reiten nun auch in die Bannwiesen hinein, aber vom Stier bekamen sie nur für einen Augenblick die Hörner zu sehen.
„Natürlich, wer soll denn den fangen!“
Sie reiten weiter, da erblickten sie Wanjuschka: „Los, reiten wir hin, ist das nicht der von damals?“
„Gut’n Tag!“
„Gut’n Tag!“
„Ja, wir sind ausgeritten, den Stier mit den gol-denen Hörnern zu fangen.“
„Wollt ihr’s euch was kosten lassen? Ich will ihn euch fangen.“
„Väterchen, nimm, was du willst, nichts soll uns zu teuer sein!“
„Ich nehme nur wenig von euch: ich werde je-dem vom rechten Fuß die kleine Zehe abschneiden, das ist alles.“
Er schnitt also jedem die kleine Zehe ab und wickelte sie in ein Tuch. Dann lockte er – der Stier kam gelaufen; sie fingen ihn und führten ihn fort.
Er überholte sie und lümmelt wieder herum.
Sein Weib ging hinüber ins Schloß.
Da feierten sie ein Fest, Herrgott nochmal!
Sie weinte sich satt und ging.
„Dort feiern sie, und was ist bei uns?“
Er sagt wieder zu ihr:
„Warte nur, Frau, auch bei uns kehren noch Festtage ein!“
„Woher sollten sie wohl kommen?“
„Sie werden kommen!“
Nach einiger Zeit nun hört der Zar, daß eine Siwka-Burka in den Bannwiesen grast. Er versammelt also die Schwiegersöhne, ihn aber fordert er nicht auf, es kommt ihm gar nicht in den Sinn, daß er auch Schwiegersohn ist.
Dann sagt er:
„Nun, ihr meine treuen Schwiegersöhne, ich habe gehört, daß in den Bannwiesen eine Siwka-Burka, eine weise Kaúrka grast. Wenn ihr euch nicht anstrengt und sie fangt, braucht ihr nicht wiederzukommen.“
„Wir reiten. Damals haben wir’s doch auch fertig gebracht.“
Also gut. Sie machten sich reisefertig und ritten los.
Sie kommt.
„Was gibt’s Neues bei Vater?“
„Je nun, sie sind fortgeritten, die Siwka-Burka zu fangen.“
„Geh und bitte um ein Pferd!“
Sie ging wieder und bat. Er gab wieder einen lahmen Gaul. Wanjuschka saß auf, ritt wieder aus der Stadt heraus und zog am Schwanz, daß die Haut nur so davonflog.
„Elstern und Raben! Hier habt ihr vom Zaren euren Lohn und von mir ein Mittagessen!“
Er pfiff und rief:
„Siwka-Burka, weise Kaúrka, komm herbei ge-schwind, schneller als der Wind!“
Siwka-Burka kommt gesaust, daß die Erde nur so braust. Wie sie vor ihm stand, kroch er ins linke Ohr, trank und aß sich satt, dann ins rechte – macht’ sich glatt. Und war ein so schmucker Bursche geworden, du glaubst es nicht, du ahnst es nicht, beschreibst’s auch mit der Feder nicht. Brach auf, überholte alle, ließ sein Pferd laufen, schlug das weiße Zelt auf, liegt da, räkelt sich und liest die Zeitung. So. Jetzt kamen die anderen und ritten in die Bannwiesen. Von Siwka-Burka sahen sie nur die Mähne schimmern – und weg war sie.
„Wer soll die denn fangen!“
Sie machten kehrt und warteten. Da sahen sie ihn.
„Komm, reiten wir hin, ist das nicht der vom letzten Mal?“
„Gut’n Tag!“
„Gut’n Tag!“
„Kommt ihr weit her?“
„Ja, weit. Hier grast eine Siwka-Burka, und der Zar hat uns geschickt, sie zu fangen. Wer soll das aber fertigbringen?“
„Wollt ihr’s euch was kosten lassen? Ich will sie euch fangen.“
„Nichts soll uns zu teuer sein, Väterchen.“
„Na, schön, ich werde nicht viel von euch neh-men. Von jedem den kleinen Finger der rechten Hand.“
Er fing ihnen die Siwka-Burka, übergab sie ih-nen, und sie führten sie davon.
Diesmal mußte er zu Fuß laufen. Er kommt also heim.
Sein Weib, versteht sich, kommt zu ihm.
Er sagt:
„Nun, was gibt’s Neues bei Vater?“
„Sie haben die Siwka-Burka gebracht. Sie feiern dort – Herrgott nochmal!“
„Komm, wir wollen sehn, wie sie feiern!“
Sie gehen hinüber.
Die Frau ging als erste hinein.
„Vater, Wanja und ich sind gekommen“ (das war das erste Mal, sonst waren sie noch nie ge-kommen).
Nun, natürlich, der Zar gießt ihnen ein.
„Vater, warum sitzen diese Schwiegersöhne mit dem Zaren an der hohen Tafel und haben die Handschuhe an?“ sagt er: „Im Zimmer ist es doch warm.“
„Das ist ihre eigene Sache“, sagt der Zar. „Wie’s ihnen behagt, mögen sie auch sitzen.“
„Laß sie die Handschuhe doch mal ausziehen.“
Der Zar lachte, die Sache fing an, ihm Spaß zu machen.
„Zieht mal die Handschuhe aus“, sagt er, „er ist ein wenig dumm!“
Da zogen sie sie aus.
Wanjuschka holt die Finger hervor. Wie er sie ansetzte, so wuchsen sie an.
Dann sagt er:
„Das war die Siwka-Burka.“
Der Zar gebietet: „Halt!“
Der Zar gab ihm ein zweites Glas. Das trank er aus und sagt:
„Nun befiehl ihnen, Vater, die Schuhe auszuzie-hen, den Schuh vom rechten Fuß!“
„Na kommt schon, Schwiegersöhne, zieht die Schuhe aus!“
Dann sagte der Zar:
„So, so; keine kleinen Zehen!“
Wanjuschka wickelte sie aus, setzte sie an – da wuchsen sie fest. Wie er sie ansetzte, wuchsen sie fest.
„So“, sagt er, „das war der Stier mit den goldenen Hörnern.“
„Aha“, sagt der Zar, „Wanjuschka will’s uns beweisen.“
Und er gießt ihm das dritte Glas ein. Wanjuschka sagt:
„Befiehl ihnen, die Hemden auf dem Rücken hochzurollen!“
Der Zar sagt und ist schon ganz bei Laune:
„Na kommt schon, rollt mal hoch!“
Wanjuschka holt sein Tuch hervor und weiß bei jedem Riemen, zu wem er gehört. Legt den ersten auf – er wächst fest; legt den zweiten auf – er wächst fest.
„So“, sagt er, „das war das Schwein mit den Goldborsten.“
Da stammelten sie:
„Aha, er ist wohl der, der alles gefangen hat.“
Auf dieses Wort hin tritt er auf die Schloßtreppe hinaus, pfiff gewaltig und rief:
„Siwka-Burka, weise Kaúrka, komm herbei ge-schwind, schneller als der Wind!“
Siwka-Burka jedoch war hinter zwölf Schlössern eingesperrt, damit sie nicht fortlaufen konnte. Aber sie legte los, daß die Späne flogen, zerschlug alle Schlösser und erschien vor ihm. Und er war ein so schmucker Bursche geworden, du glaubst es nicht, du ahnst es nicht, beschreibst’s auch mit der Feder nicht. Und er trat in die Tür.
„Jetzt bin ich des Zaren Schwiegersohn!“
Der Zar jagte die anderen Schwiegersöhne da-von, ihm aber gab er sein halbes Reich.
Und sie leben auch noch heute. Ich bin unlängst dort gewesen, also es geht ihnen prächtig!
So war das also.

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