In irgendeinem Zarenreiche, in irgendeinem Staate lebte einmal ein Zar, der hatte ein Heer, das bestand aus Mursen1 und Tataren. In der Nähe dieses Zaren lebte ein Bauer, der hatte drei Söhne, zwei kluge, und der dritte war ein Dummkopf. Sie säten Weizen. Der Weizen gedieh gut. Doch irgend jemand lief immer durch den Weizen, denn der Weizen war niedergetreten. Der Bauer hieß seinen ältesten Sohn den Weizen bewachen. Der ging auch los, ging aber in eine Badestube und schlief durch bis zum Morgen. Als er nach Hause kam, sagte er: „Ich habe niemanden gesehen.“
In der zweiten Nacht ging der mittlere Sohn hinaus. Auch er ging in eine Badestube und schlief durch bis zum Morgen. Als er nach Hause kam, sagte auch er, daß er niemanden gesehen habe. In der dritten Nacht ging der Dummkopf. Er ging zum Weizenfeld und setzte sich auf den Feldrain. Um Mitternacht kam eine gewaltige Herde von Pferden angeflogen, und diese Pferde begannen den Weizen zu zerstampfen. Da kam ein wunderlicher Alter den Feldrain entlang. Er war so groß wie ein Hahn, sein Bart war eine Elle lang, und er trug eine Peitsche von siebzig Sashen Länge. Er ging den Feldrain entlang, wo der Dummkopf saß. Da sprang der Dummkopf auf, verwickelte sich in den Bart des wunderlichen Alten und zog ihn auf die Erde nieder. Er setzte sich auf ihn und ließ ihn bis zum Mittag nicht wieder fort. Die Pferde hörten den Lärm, verwandelten sich in Elstern und Raben und flogen davon.
Es kam die Mittagszeit, aber der Dummkopf war immer noch nicht zu Hause. Da sagte der Bauer: „Geht ihn wecken, sonst schläft er noch bis zum Mittag!“
Sie gingen zu dem Dummkopf und dachten, daß ihn ein Tier überfallen hätte, denn er wälzte sich im Weizen. Sie brachten ihn samt dem wunderlichen Alten zum Vater. Der Vater fragte den Dummkopf: „Dummkopf, wo sind denn die Pfer-de?“
„Sie sind als Elstern und Raben davongeflogen.“ Dann setzte er auf Dummkopfart hinzu: „Wann sind denn jemals Pferde geflogen?“
Der Vater sagte: „Spannt die Pferde vor den Wagen, wir bringen den Alten zum Zaren!“
Der Zar ließ für den Alten ein Häuschen bauen, mit nur einem Fensterchen darin, um ihm Speise zu reichen. Er gab die Schlüssel der Zarin und be-fahl, ihn nicht herauszulassen. Dieser Zar hatte einen Sohn. Der Vater hatte ihm zum Spielen drei Keulen schmieden lassen, eine kupferne, eine sil-berne und eine goldene. Der Zarensohn ging im Garten spazieren und warf mit den Keulen. Die eine flog ins Wasser, die zweite ins Gras, und die dritte flog zu dem wunderlichen Alten hinein. Da sagte der Zarensohn: „Ach wunderlicher Alter, gib mir meine Keule zurück!“
„Laß mich heraus, dann gebe ich sie dir zurück! Du mußt das so machen. Geh und sage: ‚Mütterchen, ich habe Kopfschmerzen.’ Sie wird mit deinem Kopf beschäftigt sein, dabei ziehst du ihr die Schlüssel aus der Tasche, und so bringst du sie dann auch wieder zurück.“
Der Zarensohn kam zur Mutter. „Mütterchen, ich habe Kopfschmerzen!“
Die Zarin liebte ihren Sohn sehr. Sie fragte ihn, wovon ihm der Kopf schmerze. Sie begann ihn zu streicheln und zu küssen; dabei zog er ihr heim-lich die Schlüssel heraus, lief fort und ließ den wunderlichen Alten frei. Der Alte sagte: „Leb wohl, Iwan Zarensohn!“ und flog davon.
Der Zarensohn kam wieder zu seiner Mutter und sagte: „Mütterchen, ich habe Kopfschmerzen!“
Die Zarin begann ihm wieder den Kopf zu streicheln, und dabei steckte er ihr wieder heimlich den Schlüssel zu.
Der Zar lud alle Könige und Fürsten ein. Da kamen alle Fürsten und Könige, um sich den wun-derlichen Alten anzuschauen. Als sie das Häuschen öffneten, sahen sie, daß dort niemand mehr war, nur ein Haufen Schmutz. Da wurde der Zar sehr zornig und sagte: „Wenn ich erfahre, wer ihn herausgelassen hat, so werde ich diesem den Kopf abschlagen!“ – Alle Fürsten und Könige fuhren wieder davon.
Einmal ging Iwan Zarensohn mit dem Sohn des Gärtners im Garten spazieren, und Iwan Zarensohn sagte zum Gärtnerssohn: „Was würde mit dem passieren, der den wunderlichen Alten herausgelassen hat?“
„Ach, Iwan Zarensohn, das ist schon lange her. Jetzt würde ihm nichts mehr dafür geschehen.“
„Nun, dann höre: den wunderlichen Alten habe ich herausgelassen!“
„Aber wie?“
„Nun so und so!“
Der Gärtnerssohn lief sofort zum Zaren. „Eure Hoheit, wißt Ihr das Neueste?“
„Was denn?“
„Den wunderlichen Alten hat Euer Sohn, Iwan Zarensohn, herausgelassen!“
„Wie denn?“
„Nun so und so!“
Der Zar wurde zornig, nahm seinen Sohn gefangen und schrieb an alle Fürsten und Könige: „Kommt alle in mein Zarenreich! Ich werde meinen Sohn hinrichten lassen.“
Da kamen alle Könige und Fürsten und sagten: „Was hast du davon, wenn du deinen Sohn hin-richten läßt? Wenn es dir nicht leid um ihn tut, so verjage ihn aus dem Palast und enterbe ihn.“
Der Zar hörte auf ihren Rat und jagte Iwan Zarensohn aus dem Hause. Da ging der Zarensohn, wohin die Augen schauten, aber dann dachte er: Ich gehe zum Vater zurück und bitte ihn um ein Pferd und um den Sohn des Wasserträgers als Weggenossen.
Er kehrte zum Vater zurück. Der Vater gab ihm ein Zarenpferd und Zarenkleidung. Die Mutter gab ihm Geld, und den Sohn des Wasserträgers mit dem Pferd des Wasserträgers gab man ihm als Weggenossen mit.
Sie ritten und ritten und bekamen Durst. Sie fanden einen Brunnen, aber das Wasser darin war ungefähr vier Arschin vom Brunnenrand entfernt, und darin schwamm eine hölzerne Tasse. Wie sollte man da trinken?
Da sagte der Sohn des Wasserträgers: „Komm, ich binde dich an die Leine und lasse dich hinun-ter. Du trinkst dich dort satt und gibst mir auch etwas.“
Der Sohn des Wasserträgers band Iwan Zaren-sohn an eine Leine und ließ ihn in den Brunnen hinunter. Der Zarensohn trank sich satt und sag-te: „Wasserträger, zieh!“
„Ich ziehe nicht!“
„Warum nicht?“
„Tausche mit mir Kleidung und Pferde aus! Wenn du Iwan Wasserträger wirst und ich Iwan Zarensohn werde, dann ziehe ich. Wenn du nicht willst, magst du dort umkommen!“
„Nun, so zieh, ich bin einverstanden!“
Der Wasserträger zog ihn hinauf und tauschte mit ihm die Pferde und die Kleider aus. Iwan Za-rensohn wurde Iwan Wasserträger, und Iwan Wasserträger wurde Iwan Zarensohn.
Sie kamen in das Reich des Zaren Demjan. Zar Demjan fragte: „Wer seid ihr?“
Der Wasserträger sagte: „Ich bin Iwan Zaren-sohn, und das ist mein Wasserträger.“
Da sagte der Zar: „Du sollst bei mir Minister werden, und ich will dich mit meiner Tochter ver-heiraten. Deinen Wasserträger schicke ich in den Pferdestall zum Arbeiten.“
Man steckte ihn in den Pferdestall. Dort waren dieselben Pferde, die der wunderliche Alte gehütet hatte. Am Morgen trieb Iwan Zarensohn diese auf die Felder, durch die neuen Tore in die weiten Fluren hinaus. Er trieb sie hinaus und setzte sich dann auf eine kleine Anhöhe. Da wurden die Pferde zu Elstern und Raben und flogen irgendwohin. Er saß auf der kleinen Anhöhe und sprach zu sich selbst: „Ach, wenn ich hier umkomme, dann nur durch den wunderlichen Alten!“
Da kam der wunderliche Alte zu ihm geflogen, und sein Bart zitterte. „Iwan Zarensohn, setz dich auf mich! Wir fliegen zu mir.“
Iwan Zarensohn setzte sich auf ihn, hielt sich an seinem Bart fest und flog so in das Reich des wunderlichen Alten. Der brachte ihn in sein Haus, in ein dreistöckiges Haus, und sagte zu seiner Frau: „Meine liebe Frau, wird ein guter Gast nicht auch gut empfangen?“
„Aber natürlich, führe ihn an den Tisch!“
Der Alte gab ihm zu essen und zu trinken. Dann kamen der große Sohn und die große Tochter des Alten. „Hier“, sagte der große Sohn, „schenke ich dir ein kupfernes Pferd.“ Die große Tochter kam heran und sagte: „Hier, Iwan Zarensohn, schenke ich dir einen goldenen Ring dafür, daß du unseren Vater vom Tode errettet hast.“
Iwan Zarensohn bedankte sich bei ihnen für die Bewirtung und für die Geschenke. Das kupferne Pferd ließ er ins Feld hinaus, und den Ring schob er auf die rechte Hand. Dann setzte er sich bei dem wunderlichen Alten auf die Schultern und kam an die Stelle zurück, wo er die Pferde gehü-tet hatte. Der Alte schrie mit Reckenstimme, und die Pferde kamen alle zusammen. Iwan Zaren-sohn trieb sie nach Hause. Er ging in seine Hütte, aß Abendbrot, stieg auf den Dachboden, nahm den Ring ab, legte ihn ins Fenster und begab sich zur Ruhe. Der Ring aber leuchtete dort.
In der Nacht ging die Zarentochter auf die Treppe hinaus und sah, daß da irgendwo etwas leuchtete. Sie schickte ihre Dienerin hinaus, sie sollte nachsehen, wo es leuchtet. Diese erforschte es und sagte zur Zarentochter: „Das ist der Ring bei Iwan Wasserträger.“
Die Zarentochter gab der Dienerin Geld und befahl ihr, diesen Ring zu kaufen. Die Dienerin kam zu Iwan Wasserträger gelaufen. „Wanko Wasser-träger, verkaufst du der Zarentochter den Ring?“
„Wer ihn haben will, der soll selbst kommen!“
Da kam die Zarentochter. „Wanko Wasserträ-ger, verkaufst du den Ring?“
„Ich verkaufe ihn nicht, aber Euer Gnaden gebe ich ihn so.“
Die Zarentochter nahm den Ring und sagte: „Du bist kein Wasserträger, du bist wahrscheinlich aus Zarengeschlecht!“
„Nein, ich bin Wasserträger!“
Die Zarentochter ging ins Haus, und Iwan Zarensohn legte sich wieder hin und schlief ein. Am anderen Morgen trieb Iwan Zarensohn früh die Pferde ins Feld. Er trieb sie hinaus und setzte sich auf die kleine Anhöhe. Da wurden die Pferde zu Elstern und Raben und flogen wer weiß wohin.
Der wunderliche Alte kam eiligst angeflogen, Iwan Zarensohn setzte sich auf ihn und flog mit ihm als sein Gast. Man gab ihm zu essen und zu trinken. Da kamen der mittlere Sohn und die mittlere Tochter. Der mittlere Sohn sagte: „Iwan Zarensohn, hier hast du ein silbernes Pferd dafür, daß du unseren Vater vom Tode errettet hast.“
Die mittlere Tochter gab ihm eine selbstspie-lende Gusli: „Hier, Iwan Zarensohn, das ist dafür, daß du unseren Vater vom Tode errettet hast.“
Iwan Zarensohn ließ sein silbernes Pferd ins Feld hinauslaufen, nahm die selbstspielende Gusli in die Hände und flog mit dem wunderlichen Alten zu der kleinen Anhöhe. Der Alte rief mit Reckenstimme, und die Pferde kamen alle zusammen. Iwan Iwanowitsch trieb sie nach Hause, aß Abendbrot, stieg auf den Dachboden, hängte die Gusli an die Wand, legte sich auf das Bett und sagte: „Gusli, spiele!“
Da begann die Gusli sehr schön zu spielen. Das hörte die Zarentochter, und sie sagte zu der Die-nerin: „Wo wird da gespielt?“
„Das ist bei Iwan Wasserträger.“
Die Zarentochter gab ihr Geld und befahl ihr, die Gusli zu kaufen. Die Dienerin kam zu ihm: „Wanko Wasserträger, verkauf der Zarentochter diese Gusli!“
„Wer sie haben will, soll selbst kommen!“
Da kam die Zarentochter: „Wanko Wasserträger, verkauf mir diese Gusli!“
„Ich verkaufe sie nicht, sondern gebe sie Euer Gnaden so.“
Die Zarentochter nahm die Gusli und sagte: „Ach, du bist doch aus Zarengeschlecht!“
„Nein, ich bin Wasserträger!“
Die Zarentochter ging ins Haus zurück, und Iwan Zarensohn schlief ein. Am anderen Morgen jagte Iwan Zarensohn die Pferde früh ins Feld hinaus. Er jagte sie hinaus und setzte sich auf die kleine Anhöhe. Da wurden die Pferde zu Elstern und Raben und flogen wer weiß wohin. Der wunderliche Alte kam angeflogen, hob Iwan Zaren-sohn auf seinen Rücken und brachte ihn in sein Haus. Man gab ihm zu essen und zu trinken. Da kamen der jüngste Sohn des wunderlichen Alten und die jüngste Tochter. Der Sohn schenkte Iwan Zarensohn ein goldenes Pferd, und die Tochter schenkte ihm Tanzstiefel. Der Alte hob ihn auf die Schultern und brachte ihn zurück auf die kleine Anhöhe, von wo er ihn geholt hatte. Er gab ihm drei Hände voll Erde und sagte: „Geh dreimal um die Pferde herum und bestreue sie mit dieser Erde!“
Iwan holte die Pferde zusammen, trieb sie nach Hause, aß Abendbrot, stieg auf den Dachboden, stellte die Tanzstiefel ins Fenster und legte sich ins Bett. Die Zarentochter stellte die Gusli ins Fenster und sagte: „Nun, Gusli, spiel!“
Als die Gusli anfing zu spielen, begannen die Tanzstiefel zu tanzen, daß der ganze Palast erzit-terte. Dies hörte die Zarentochter und schickte ihre Dienerin aus, um zu erfahren, wer dort tanze. Die Dienerin sagte: „Iwan Wasserträger hat solche Tanzstiefel. Das sind die Tanzstiefel, die dort tanzen.“
Die Zarentochter gab der Dienerin Geld und be-fahl ihr, Wanko dem Wasserträger die Tanzstiefel abzukaufen. Die Dienerin kam zu Iwan Zaren-sohn. „Wanko Wasserträger, verkauf der Zaren-tochter die selbsttanzenden Stiefel!“
„Wer sie braucht, der soll selbst kommen!“
Die Zarentochter kam. „Wanko Wasserträger, verkauf mir die selbsttanzenden Stiefel!“
„Ich verkaufe sie nicht, sondern will sie Euer Gnaden so geben.“
Die Zarentochter nahm die Stiefel und sagte: „Du bist doch aus Zarengeschlecht!“
„Nein, Zarentochter, ich bin Wasserträger!“
Am anderen Morgen früh ging Iwan Zarensohn dreimal um die Pferde und bestreute sie mit der Erde. Da wurden die Pferde in kleine Stücke zerrissen. Dies erfuhr der Zar und ließ Iwan Zaren-sohn ins Gefängnis werfen.
Zu der Zeit schrieb der Zar Kabardinski an den Zaren Demjan: „Wenn du deine Tochter nicht meinem Sohn Lukapjer zur Frau gibst, so brenne ich dein ganzes Zarenreich nieder!“
Da sagte der Zar Demjan zu seinem künftigen Schwiegersohn (dem Wasserträger): „Nun, was meinst du? Soll ich ihm meine Tochter geben oder mein Heer gegen ihn schicken?“
„Ach, Väterchen, laß uns das Heer schicken!“
Am anderen Tag wurden die Trommeln gerührt, die Glocken geläutet, und Iwan Zarensohn sagte im Gefängnis: „Was ist das, ist heute ein Feiertag?“
„Nein, heute ist kein Feiertag. Zar Demjan will gegen den Zaren Kabardinski kämpfen.“
„Ach, laßt mich hinaus, zuschauen!“
Da ließ man ihn hinaus. Er sprang über die ein-stöckige Mauer und schlief einen Tag und eine Nacht lang. Als er aufwachte, sagte er: „Ach, wenn ich jetzt mein kupfernes Pferd hier hätte, würde ich sie in einer Stunde einholen!“
Da kam das kupferne Pferd angeflogen, und die ganze Erde erzitterte. Iwan Zarensohn kletterte in das eine Ohr hinein, trank sich satt und aß sich satt, und durch das andere Ohr kletterte er hinaus. Da war er über und über mit Kupfer bedeckt. Er holte das Heer des Zaren Demjan in einer Stunde ein, stürzte sich auf die feindlichen Heere und zerschlug sie. Der Zar Demjan befahl seinem Heer, ihn festzuhalten, um ihm danken zu können, er aber zerschlug auch sie, ließ sein Pferd aufs Feld hinaus und kehrte zum Gefängnis zurück. Dort sperrte man ihn wieder ein.
Nach einiger Zeit schrieb der Zar Kabardinski an den Zaren Demjan: „Wenn du meinem Sohn Lukapjer nicht deine Tochter zur Frau gibst, stekke ich dein ganzes Zarenreich in Brand!“
Da riet ihm sein Minister wieder, mit dem Heer gegen ihn zu ziehen. Am Morgen rührte man die Trommeln und läutete die Glocken. Iwan Zarensohn sagte im Gefängnis:
„Was ist das für ein Lärm?“
„Der Zar Kabardinski will die Tochter unseres Zaren haben, deshalb will unser Zar gegen ihn ziehen.“
„Ach Leute, laßt mich hinaus!“
Sie ließen ihn hinaus. Er sprang über eine zweistöckige Mauer und schlief zwei Tage und zwei Nächte hindurch. Als er aufwachte, sagte er: „Ach, wenn ich jetzt mein silbernes Pferd hätte!…“
Das Pferd kam sofort zu ihm geflogen. Er stieg in das eine Ohr, trank sich satt und aß sich satt, dann kletterte er durch das andere hinaus und war über und über mit Silber bedeckt. Er überholte in einer Stunde das Heer des Zaren Demjan, stürzte sich auf die feindlichen Heere und zerschlug sie. Der Zar Demjan stellte seine Truppen auf, damit sie ihn festhielten, um ihm zu danken, er aber zerschlug auch sie, ließ sein Pferd aufs Feld hinaus und kehrte in sein Gefängnis zurück.
Nach einiger Zeit schrieb der Zar Kabardinski: „Wenn du nicht deine Tochter meinem Sohn Lu-kapjer zur Frau gibst, so stecke ich dein ganzes Zarenreich in Brand. Lukapjer kommt mit seinem Heer!“
Der König Demjan erschrak und holte seine Tochter. Man rührte die Trommeln und läutete die Glocken. Iwan Zarensohn sagte im Gefängnis: „Brüder, was ist das? Ist heute ein Feiertag?“
„Nein, es ist kein Feiertag. Zar Demjan bringt heute seine Tochter zu Lukapjer.“
„Brüder, laßt mich schauen!“
Sie ließen ihn hinaus. Er sprang über eine dreistöckige Mauer und schlief drei Tage und drei Nächte lang. Als er aufstand, sagte er: „Ach, wenn ich jetzt mein goldenes Pferd hätte, ich würde sie sofort einholen!“
Da kam das goldene Pferd angeflogen. Er stieg in das eine Ohr hinein, durch das andere hinaus und war über und über mit Gold bedeckt. Er kam zum Meer. Als ihn Lukapjer erblickte, da ritten beide zwölf Werst auseinander und stießen dann beide mit Donnerkraft zusammen. Lukapjer schlug Iwan Zarensohn den Arm bis zum Ellenbogen ab, aber Iwan Zarensohn schlug Lukapjer das Herz heraus.
Zar Demjan stellte sein Heer auf, um ihn aufzuhalten und ihm zu danken. Iwan Zarensohn flog nur so dahin, jagte das ganze Heer auseinander, und als er bei der Zarentochter vorbeiritt, riß er ihr ein goldenes Tuch vom Kopf.
Dann ließ er das goldene Pferd ins freie Feld hinaus, verband seine Wunde mit dem Tuch und darüber mit einem Lappen und setzte sich wieder ins Gefängnis.
Da beschloß Zar Demjan, seine Tochter mit dem Minister (dem Wasserträger) zu verheiraten.
Die Tochter sagte: „Väterchen, ich bin einverstanden, ihn zu heiraten, aber laß erst mein Tuch su-chen! Ohne das Tuch kann ich mich nicht trauen lassen.“
Der Zar befahl, bei allen Fürsten und Würden-trägern zu suchen, aber das Tuch fanden sie bei ihnen nicht. Da sagte die Zarentochter: „Nun, dann sucht in den Gefängnissen!“
Man begann in den Gefängnissen zu suchen. Da sah man, daß der eine (Iwan Zarensohn) die Hand verbunden hatte. Sie machten den Verband ab und fanden das Tuch. Man brachte ihn sofort zum Zaren.
„Woher bist du?“
„Ich bin Iwan Zarensohn, und Euer Minister ist ein Wasserträger.“
„Iwan Zarensohn, warum hast du mir das nicht gesagt, als ich dich gefragt habe?“
„Das durfte ich nicht. Ich habe einen Schwur geleistet“, und er erzählte ihnen, wie der Wasserträger ihn hatte ersäufen wollen.
Da band man den Wasserträger an einen Pferdeschwanz und jagte das Pferd ins freie Feld hinaus. Iwan Zarensohn aber heiratete die Tochter des Zaren Demjan, lebte mit ihr und regierte das Zarenreich.
Vom wunderlichen fliegenden Alten und Iwan dem Zarensohn
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