Lutonjuschka

Es lebten einmal ein Mann und eine Frau, die hatten ein Söhnchen Lutonja. Einmal nun hatten der Mann und Lutonja auf dem Hofe etwas zu tun, die Alte aber war im Haus. Sie nahm ein Scheit vom Holzstoß, es fiel ihr aus der Hand und gerade auf den Reisighaufen vor dem Ofen; da fing sie an laut zu schreien und zu jammern. Der Alte hörte das Geschrei, kam eilig ins Haus gerannt und fragte die Alte, warum sie schreit. Die Alte sagte zu ihm unter Tränen:
„Denk nur, wenn wir unseren Lutonja verheiratet hätten, und wenn er ein Söhnchen hätte, und wenn das gerade hier auf dem Reisig gesessen hätte – ich hätte es ja mit dem Scheit hier erschlagen!“
Da jammerte der Alte mit ihr zusammen und sagte:
„Ja freilich. Alte! Du hättest es erschlagen!.“
Beide schreien, was das Zeug hält. Da kommt Lutonja vom Hof gelaufen und fragt:
„Warum schreit ihr so?“
Sie sagten warum:
14 Der Name Lutonjuschka enthält eine Anspielung auf ein Wort, das etwa als „der Findige“ wiedergegeben werden kann. (Anm. d. Übers.)
„Wenn wir dich verheiratet hätten, und du ein Söhnchen hättest, und wenn das gerade hier gesessen hätte, dann hätte die Alte es mit dem Holzscheit erschlagen: es ist gerade hierhin gefallen, und wie!“
„Nun“, sagte Lutonja, „dann prost Mahlzeit!“
Darauf nahm er seine Mütze in beide Hände und sagt:
„Lebt wohl! Wenn ich jemanden finde, der dümmer ist als ihr, dann komme ich zu euch zurück, wenn aber nicht, dann braucht ihr nicht auf mich zu warten!“
Und ging fort. Ging, ging und sieht: Bauern zerren eine Kuh auf ein Haus hinauf.
„Warum zerrt ihr die Kuh hinauf?“ fragte Lutonja.
Sie sagten zu ihm:
„Sieh doch, wieviel Gras dort gewachsen ist!“
„Ach, ihr Erznarren!“ sagte Lutonja, kletterte kurzerhand auf das Haus, rupfte das Gras und warf es der Kuh vor. Die Bauern waren fürchterlich verwundert hierüber und baten Lutonja, er solle bei ihnen bleiben und sie unterweisen.
„Nein“, sagte Lutonja, „ich habe noch viel solche Dummköpfe auf der weiten Welt!“
Und zog weiter. In einem Dorf sah er einen Haufen Bauern an einem Haus: die hatten ein Kumt ans Tor gebunden und trieben mit Stöcken ein Pferd in dieses Kumt hinein, quälten es halb zu Tode.
„Was macht ihr hier?“ fragte Lutonja.
„Sieh nur, Väterchen, wir wollen das Pferd anschirren.“
„Ach, ihr Erznarren! Laßt mich mal machen!“
Er legte dem Pferd kurzerhand das Kumt an. Auch diese Bauern waren über ihn höchst verwundert, hielten ihn fest und baten ihn inständig, er solle wenigstens für eine kurze Woche bei ihnen bleiben. Nein, Lutonja zog weiter.
Er ging, ging, wurde müde und kehrte in einem Gasthaus ein. Dort sah er: die Wirtin hatte Mehlbrei gekocht, ihn ihren Kindern auf den Tisch gestellt, geht aber selber in einem fort mit dem Löffel nach Sahne in den Keller.
„Warum reißt du für nichts und wieder nichts deine Bastschuhe herunter, Alte?“ sagte Lutonja.
„Was heißt warum?“ wandte die Alte mit heiserer Stimme ein. „Du siehst doch, Väterchen, der Mehlbrei steht auf dem Tisch, die Sahne aber ist im Keller!“
„Du solltest die Sahne ganz einfach hierher bringen. Alte, und die Sache ginge wie geschmiert!“
„Na aber natürlich, mein Bester!“
Sie brachte die Sahne in die Stube und setzte Lutonja neben sich. Lutonja aß sich satt, kletterte auf den Hängeboden und schlief ein. Wenn er wieder munter wird, geht auch mein Märchen weiter, für jetzt ist es erst einmal aus.

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