Es war einmal ein armer Bauer, der hatte schon viele Kinder, da wurde ihm noch ein Junge gebo-ren. Als die Alte das Kind zur Welt brachte, über-nachtete in der Hütte gerade ein Mann, der auf dem Markt Kämme verkaufte. Da schickte Gott drei Engel zu der Alten. Ein Engel blieb auf dem Hof, der zweite lief in der Hütte umher, und der dritte blieb bei der Alten. Da fragte der erste Engel den zweiten, der in der Hütte umherlief: „Nun, hat sie das Kind schon geboren?“
„Sie ist noch dabei.“
Danach sagte der Engel, der in der Hütte umherlief: „Sie hat geboren.“
„Und was hat sie geboren?“ fragte der erste.
„Einen Jungen.“
Da flog der erste Engel zu Gott, um ihn zu fragen, was für ein Schicksal er dem Jungen zuteilen würde. Der Engel kehrte zurück und sagte: „Gott schenkt ihm ein glückliches Schicksal. Er wird der Schwiegersohn des Zaren.“
Dann machten sich die Engel wieder auf den Weg und flogen davon. Der Kammverkäufer hatte das alles gehört, und ohne jemandem etwas zu sagen, stand er früh auf, fuhr davon und kam zu sich nach Hause. Er erzählte es seiner Frau, die Frau erzählte es einer Gevatterin und diese wiederum einer Gevatterin. So ging das Gerücht bis zum Zaren. Der Zar aber dachte bei sich: Ein ein-facher Bauer soll mein Schwiegersohn werden? Das gibt es nicht. Er sagte zum Fuhrmann: „Spann die Pferde an, wir wollen ausfahren!“
Sie fuhren los und kamen in das Dorf. Sie gingen in die Hütte des armen Bauern, dem der Jun-ge geboren worden war. Die Kinder liefen dort nackt und barfüßig herum. Der Bauer war nicht zu Hause. Als aber die Bäuerin den Zaren erblickte, erschrak sie und sprang vom Bett auf. Er sagte: „Erschrick nicht! Ich bin der Zar des ganzen Volkes. Ich bin zu euch gekommen, damit ihr mir euer Kind gebt. Mir ist eine Tochter geboren worden, und du hast einen Sohn. Ich ziehe sie beide groß, und er wird mein Schwiegersohn.“
Inzwischen war der Vater gekommen. Die Alten berieten miteinander. Der Zar bot ihnen sofort hundert Rubel an und versprach, ihnen auch zu helfen, während der Sohn aufwächst. Das konnten sie dem Zaren nicht abschlagen. So gab die Mutter ihr Kind hin. Der Zar nahm es mit, setzte sich in den Wagen und fuhr seines Weges. Der Weg war lang, und sie mußten vierzig Werst durch einen Wald fahren. Als sie die Hälfte des Weges gefahren waren, hielten sie die Pferde an. Der Zar nahm den Jungen, legte ihn ungefähr zwanzig Sashen abseits vom Wege in den Schnee und sag-te:
„So, nun kannst du mein Zarenreich erben!“
Er kam zum Fuhrmann und sagte: „Fahr los!“
Als sie losgefahren waren, sagte der Zar zum Fuhrmann: „Paß gut auf! Wenn du irgend jeman-dem etwas davon erzählst, lasse ich dir den Kopf abschlagen!“
Da kam ein Mann des Weges. Er wunderte sich, daß im Winter die Nachtigallen sangen. Er blieb stehen und dachte: Im Winter habe ich noch nie Nachtigallen gehört. Jetzt aber höre ich sie.
Als er näher zu der Stelle kam, wo der Junge im Schnee lag, bemerkte er, daß auch die Sonne ein Stück hervorgekommen war. Er blieb stehen und dachte: Was ist das? Vor wenigen Augenblicken war es noch trübe, und die Sonne war nicht zu sehen. Jetzt aber scheint sie. Na, ich will mal schauen, was dort los ist!
Als er zu der Stelle kam, sah er dort einen schönen Garten mitten im Wald. Überall war Schnee, und im Schnee lag der kleine Junge und spielte mit allerlei Spielsachen, und die Vögelchen sangen.
Da blieb der Mann stehen und dachte: Was soll ich tun? Soll ich das Kind hierlassen und weiter-gehen, oder soll ich es mitnehmen? Schließlich beschloß er: „Ich nehme es mit!“
Und er nahm es mit.
Er kam nach Hause, und seine Frau fragte: „Wo hast du dieses Kind her?“
Da erzählte er ihr: „In dem und dem Wald ab-seits vom Wege, lag dieser Junge. Er lag in einem Garten, und die Nachtigallen sangen. Da habe ich ihn nach Hause mitgenommen.“
Nun entstand wieder ein Gerücht. Die Frau sagte es ihrer Schwester und die Schwester einer Gevatterin. So ging das Gerücht von Dorf zu Dorf und kam zum Zaren. Da dachte der Zar: Macht nichts, mein Schwiegersohn wird er doch nicht!
Er rief wieder den Fuhrmann: „Spann die Pferde an, wir wollen ausfahren!“
Sie kamen in das Dorf, in dem der Junge jetzt wohnte. Der Zar ging in die Hütte. Der Bauer und seine Frau erschraken, aber der Zar beruhigte sie und fragte: „Ihr habt einen Jungen gefunden?“
Sie antworteten ihm: „Ja, wir!“
„Gebt ihn mir! Ich habe keine Söhne. Er soll mein Schwiegersohn und mein Sohn werden.“
Sie gaben ihm den Jungen. Er gab ihnen dafür zehn Rubel. Er nahm das Kind und fuhr los. Sie fuhren ungefähr zwanzig Werst und kamen in ein Dorf. Sie fragten, wer hier Fässer herstellte. Man sagte ihnen, daß Nikita Fässer baut. Als der Zar an Nikitas Hof kam, fand er ihn dort beim Faßbauen. Da sagte der Zar: „Verkauf mir ein Faß mit zwei Böden!“
Der Zar bezahlte dreizehn Kopeken, nahm das Faß auf seinen Wagen und fuhr los. Als sie eine Weile gefahren waren, kamen sie zu einem gro-ßen See. Da sagte der Zar zu dem Fuhrmann: „Halte die Pferde an!“
Der Zar nahm das Faß vom Wagen. Dann nahm er die Reifen ab und den Boden heraus, legte den Jungen in das Faß, legte den Boden wieder ein, schlug die Reifen fest und warf das Faß in den See. Dann sagte er: „Nun ist dein Ende gekommen. Du wirst kein Schwiegersohn des Zaren. Fuhrmann, fahre weiter!“ Sie fuhren weiter.
Als sie weggefahren waren, erhob sich ein Sturm und trieb das Faß zum anderen Ufer des Sees. Dort stand ein großes Kloster. Das Wasser trug das Faß zu der Stelle, wo die Mönche immer badeten. Am Abend hatten sie noch dort gebadet, und am Ufer nichts gesehen. Als sie am Morgen kamen, sahen sie das Faß. Da wunderten sie sich. „Was ist das?“
Sie nahmen das Faß und trugen es aus dem Wasser. Sie schlugen die Reifen ab, nahmen den Boden heraus und sahen dort den kleinen Jungen liegen.
Sie wußten nicht, wie er hieß, denn er konnte noch nicht sprechen. Sie brachten ihn zum Klostergeistlichen, und der taufte ihn. Er gab ihm den Namen Iwan.
Der Junge wuchs nicht in Tagen, sondern in Stunden. Nach einigen Jahren kam der Zar in das Kloster, um Steuern einzutreiben. Dieses Kloster gehörte zu seinem Land. Die Mönche schuldeten dem Zaren bereits zwanzigtausend Rubel. Da fragte der Zar: „Wieviel Mönche seid ihr jetzt?“
Sie antworteten ihm: „Die alten Mönche sind al-le noch da. Doch Gott hat uns Glück gegeben. Er hat uns ein Faß mit einem kleinen Jungen ge-schickt. Der Junge wird bei uns großgezogen und lernt gut.“
Da griff sich der Zar an die Stirn und dachte: Das ist mir einer! Ich habe ihn in den See geworfen, und er lebt noch! Er sagte zu den Mönchen: „Gebt ihn mir, diesen Iwan!“
Die Mönche wollten ihn jedoch behalten. Da versprach der Zar: „Die zwanzigtausend schenke ich euch. Ich will sie nicht mehr haben!“ Die Mön-che berieten miteinander und waren schließlich einverstanden, den Jungen fortzugeben, und sag-ten zum Zaren: „Wir geben ihn Euch.“
Da nahm der Zar ein Stück Papier und schrieb einen geheimen Brief. Er steckte ihn in ein Kuvert, gab ihn Iwan und sagte zu ihm: „Bring ihn in den Zarenpalast und gib ihn der Zarenfrau. Verwahre ihn gut und laß ihn niemand lesen!“
Der Zar fuhr weiter, um in den anderen Klöstern Steuern einzutreiben.
Iwan ging traurig seines Weges. Da kam ihm ein Greis entgegen, der an die hundert Jahre alt war, und sagte: „Guten Tag, Iwan!“
„Guten Tag, Onkelchen!“
„Wohin führt dich Gott?“
Da sagte Iwan: „Ich gehe in den Zarenpalast und bringe einen Brief hin.“
Da sagte der alte Mann: „Zeig ihn mir, diesen Brief!“
Iwan sagte: „Mir wurde befohlen, ihn niemandem zu lesen zu geben.“
Da sagte der alte Mann: „Ich werde ihn nicht lesen, ich will ihn nur anschauen.“
Der Alte schaute ihn an, gab ihn Iwan zurück und sagte: „Jetzt geh in den Palast!“
Als Iwan zum Palast kam, stand dort eine Wache, die ihn nicht durchließ. Als er aber sagte, daß er einen Brief vom Zaren bringe, führte man ihn zur Frau des Zaren. Iwan gab ihr den Brief. Sie nahm ihn und las: „Noch bevor ich zurückkomme, soll eine große Feier stattfinden und dieser Iwan mit unserer Tochter verheiratet werden.“
Die Zarenfrau lud Gäste ein und veranstaltete die Hochzeit. Iwan heiratete und lebte im Palast als Schwiegersohn des Zaren.
Als der Zar nach Hause kam, gingen ihm seine Frau, seine Tochter und ihr Mann Iwan entgegen. Da wunderte sich der Zar, und er sagte zu seiner Frau: „Ich habe dir doch in dem Brief geschrieben, daß du Iwan in eine Seifenfabrik bringen, in einen heißen Kessel werfen und zu Seife verkochen las-sen sollst!“
Sie zeigte dem Zaren den Brief, den Iwan ge-bracht hatte. Der Zar staunte und begann vor Wut zu heulen. Er dachte bei sich: Was ist das nur? Da ist ja etwas anderes zu lesen, als ich geschrieben habe. Aber es ist meine Handschrift. Daran ist nicht zu zweifeln! Er fragte Iwan: „Wem hast du den Brief zu lesen gegeben?“
Iwan sagte: „Niemandem.“
Sie lebten nun zusammen im Palast, der Zar mit seiner Frau und die Zarentochter mit ihrem Mann, Iwan dem Zarensohn. Der Zar aber dachte nur immer: Wie kann man diesen Iwan nur um-bringen?
Da fiel dem Zaren ein, daß es einen großen Zauberer gab, der schon viele Leute umgebracht hatte, und er sagte: „Iwan, am Ende der Welt wohnt ein großer Zauberer, der mir keine Steuern zahlt. Alle Leute zahlen, er aber nicht. Gehe hin, verlange hunderttausend Rubel und bringe drei goldene Haare von ihm und das ‚Weiß-selbst-nicht-was’ mit!“
Da machte sich Iwan auf den Weg. Er ging und ging und kam zu einem Flüßchen. Er fand dort keine Brücke, aber dicht am Ufer des Flusses lag ein Boot, und in dem Boot stand ein Mann. Der Mann sagte: „Steig ein, Iwan Zarensohn!“
Sie fuhren bis in die Mitte des Flusses, und der Mann, der das Boot lenkte, sagte: „Wo willst du hin, Iwan Zarensohn?“
Iwan antwortete: „Zu dem großen Zauberer am Ende der Welt.“
Da sagte der Mann: „Denke dort auch an mich und frage, wie lange ich noch Fährmann bleiben soll!“
Iwan antwortete: „Gut, ich werde daran den-ken.“
Er stieg aus dem Boot und ging seines Weges.
Er ging weiter und kam zu einem anderen Fluß. Er fand auch dort keine Brücke. Als er ins Wasser schaute, erblickte er darin etwas Riesiges, Schwarzes. Das war ein Walfisch. Iwan ging auf dem Walfisch über das Wasser. Als er in der Mitte des Flusses war, hörte er eine menschliche Stim-me: „Wo willst du hin, Iwan Zarensohn?“
„Ich gehe zu dem großen Zauberer am Ende der Welt.“
Da sagte die Stimme: „Sei so gut und frage, bis wann ich hier bleiben muß!“
Iwan antwortete: „Gut, ich werde mich erkun-digen.“
Iwan überquerte den Fluß und ging weiter. Er ging und ging, da stand ein großer Baum am Wege. Als Iwan herangekommen war, fragte ihn der Baum mit menschlicher Stimme: „Wo willst du hin, Iwan Zarensohn?“
Iwan blieb stehen, erschrak und dachte bei sich: Wie ist das möglich, daß ein Baum spricht? Dann sagte er: „Ich gehe zu dem großen Zaube-rer am Ende der Welt.“
Der Baum sagte zu ihm: „Denke dort auch an mich und erkundige dich, bis wann ich hier stehen soll!“
Iwan sagte: „Gut“, und ging weiter.
Er kam ans Ende der Welt, wo sich das Haus des großen Zauberers befand. Dieses Haus war ganz aus Gold. Iwan trat in das Haus ein. Dort war nur die Mutter des Zauberers. Sie fragte ihn: „Warum bist du hierhergekommen, Iwan Zaren-sohn?“
Iwan sagte: „Mich hat der Zar nach Steuern, nach drei goldenen Haaren und nach dem ‚Weiß-selbst-nicht-was’ hierhergeschickt.“
Und Iwan erzählte ihr von seinen Gesprächen mit dem Fährmann, dem Walfisch und dem Baum.
Die Mutter des Zauberers war eine gute Frau. Sie nahm Iwan und versteckte ihn im Schrank. Nach einigen Stunden kam der Zauberer, ein Drache mit goldenen Haaren, herbeigeflogen und sagte: „Riecht es hier nicht nach russischem Atem?“
Die Mutter antwortete ihm: „Nein, du hast nur russischen Atem gerochen, als du durch die Welt geflogen bist.“
Der Sohn beruhigte sich und setzte sich nieder, um Mittag zu essen. Er hatte die Gewohnheit, sich nach dem Mittagessen ein Kissen zu holen, bei der Mutter auf dem Schoß zu liegen und sich von ihr den goldenen Kopf kraulen zu lassen. Dabei ruhte er aus. Als der Zauberer sich zur Ruhe gelegt hatte und eingeschlafen war, zog ihm seine Mutter ein goldenes Haar aus. Er erwachte und sagte: „Hast du mir ein Haar herausgezogen?“
Sie sagte: „Ich bin eingeschlafen und habe ge-träumt.“
Er aber fragte sie: „Was hast du geträumt?“
Sie sagte: „Ich habe von einem Mann geträumt, der sein ganzes Leben lang Leute über den Fluß fährt und mich gefragt hat, wie lange er noch Fährmann bleiben soll.“
Der Zauberer antwortete: „Er soll sein Ruder einem anderen in die Hand geben. Dann wird der andere Fährmann, er aber ist frei.“
Da begann die Mutter, ihm weiter den goldenen Kopf zu kraulen. Er schlief wieder ein, und die Mutter riß ihm ein zweites goldenes Haar heraus. Er wachte auf und begann zu schreien: „Warum reißt du mir die Haare aus?“
Da sagte sie: „Ach, mein Söhnchen, was ich Furchtbares geträumt habe! So einen Traum habe ich noch nie gehabt.“
„Was hast du geträumt?“
Sie sagte zu ihm: „Da liegt in einem Fluß ein riesiger Walfisch, über den man geht und fährt. Man sieht schon alle seine Rippen. Er hat mich gefragt, wie lange er noch da liegen soll.“
Da antwortete ihr der Sohn: „Er soll die zwölf Schiffe aus seinem Maul lassen, dann kann er ins Meer zurückkehren.“
Da begann die Mutter ihm wieder seinen goldenen Kopf zu kraulen. Als er eingeschlafen war, zog sie ihm das dritte Haar heraus, er wachte auf und begann sie zu schlagen. „Warum reißt du mir die Haare heraus, du Alte?“
Sie antwortete: „Ach, jetzt habe ich einen noch furchtbareren Traum gehabt. Solange ich auf der Welt lebe, habe ich so etwas Furchtbares noch nicht geträumt.“
„Was war das für ein Traum?“
Die Mutter sagte: „Da steht schon über tausend Jahre ein großer Baum und fragt mit menschlicher Stimme: ‚Bis wann soll ich hier stehen?’“
Der Sohn antwortete: „Die Männer, die an die-sem Baum vorübergehen, wissen nicht, daß sie ihn mit einer Hand umstoßen und dadurch viel Geld gewinnen könnten.“
Als der Sohn sich ausgeruht hatte, bat er die Mutter um das „Weiß-selbst-nicht-was“. Sie gab es ihm. Er trank, machte sich auf den Weg und flog davon.
Die Frau öffnete den Schrank und sagte zu Iwan: „Hast du gehört, was mein Sohn gesagt hat?“
„Ich habe es gehört.“
Sie gab Iwan die drei goldenen Haare ihres Sohnes und das „Weiß-selbst-nicht-was“. Sie streichelte Iwan und sagte: „‚Weiß-selbst-nicht-was’, erscheine!“
„Was wird verlangt?“ fragte irgendeine Stimme.
„Bring etwas zu essen und zu trinken!“
Und sofort stand alles auf dem Tisch, was das Herz begehrte. „Trink und iß, was du willst!“
Dann sagte die Frau: „‚Weiß-selbst-nicht-was’, räume alles ab, als wäre nichts gewesen!“ Und alles verschwand vom Tisch.
Da nahm Iwan die drei Haare und das „Weiß-selbst-nicht-was“ mit und machte sich auf den Weg. Er kam zu dem Baum, stieß ihn mit der lin-ken Hand an, und der Baum fiel auf die Erde. Un-ter dem Baum aber war eine Kiste. Iwan nahm diese Kiste, öffnete sie und fand darin hunderttausend Rubel in Gold. Er nahm die Kiste mit und ging weiter.
Er kam zu dem Fluß, wo sich der Walfisch quälte. Er ging auf ihm bis in die Mitte des Flusses und hörte wieder die Stimme: „Nun, bis wann soll ich hier liegen?“
„Warte“, sagte Iwan, „bis ich auf der anderen Seite des Flusses bin, dann sage ich es dir!“ Als er über den Fluß gelangt war, sagte er: „Spuck die zwölf Schiffe aus deinem Maul, dann kannst du ins Meer schwimmen!“ Als die zwölf Schiffe aus dem Maul des Walfisches herausgekommen waren, schlug er mit der Schwanzflosse und schwamm schnell ins Meer. Die Kapitäne und Matrosen auf den zwölf Schiffen begrüßten Iwan und warteten auf seine Befehle.
Iwan gab den Schiffen Befehl, zur Zarenhaupt-stadt zu fahren. Er selbst aber machte sich wieder auf den Weg, auf dem er hergekommen war.
Er kam zu dem anderen Fluß, setzte sich in das Boot und überquerte ihn. Der Fährmann fragte ihn: „Nun, wie ist es? Hast du dich erkundigt, wie lange ich Fährmann bleiben muß?“
Iwan sagte: „Wenn du mich an das andere Ufer gebracht hast, sage ich es dir.“ Als Iwan auf der anderen Seite war, sagte er: „Gib dein Ruder ei-nem anderen in die Hand! Dann kannst du fortge-hen, und der andere wird Fährmann.“
Iwan ging weiter seines Weges. Da kam ihm ein Mann entgegen. „Guten Tag, Iwan Zarensohn!“
„Guten Tag!“
„Iwan Zarensohn, hast du nicht ein Stück Brot bei dir? Ich habe Hunger.“
Iwan sagte: „Ich gebe dir gleich etwas zu essen.“
Iwan rief nach dem „Weiß-selbst-nicht-was“: „Bringe etwas zu trinken und zu essen!“
Da erschien ein Tisch, und auf ihm war alles, was das Herz begehrte, zu trinken und zu essen. Sie setzten sich beide hin und tranken und aßen.
Dem Mann gefiel das „Weiß-selbst-nicht-was“, und er sagte zu Iwan: „Laß uns tauschen. Ich habe Sachen, die dir gefallen werden, ein Beil und eine Trompete. Wenn du mit dem Beil hackst, entstehen Schiffe, und wenn du die Trompete bläst, kommt ein Heer aus den Schiffen.“
Iwan dachte: Diese Sachen kann ich gut ge-brauchen. Aber er scheute sich zu tauschen. Da sagte das „Weiß-selbst-nicht-was“ leise zu ihm: „Tausche ruhig, ich bleibe bei dir.“
Da tauschte Iwan das „Weiß-selbst-nicht-was“ gegen das Beil und die Trompete ein, und sie gin-gen auseinander. Als Iwan einige Werst gegangen war, fragte er: „‚Weiß-selbst-nicht-was’, bist du da?“
„Ja!“
So kam Iwan in den Zarenpalast, gab dem Za-ren die hunderttausend Rubel, die drei Haare und das „Weiß-selbst-nicht-was“. Der Zar freute sich gar nicht über das „Weiß-selbst-nicht-was“, son-dern dachte nur immer: Wie kann ich dich nur umbringen, Wanka?
Er fand keine anderen Mittel mehr, als den Sol-daten zu befehlen, Iwan zu erschlagen. Als er dies seiner Frau sagte, hörte seine Tochter alles. Sie hatte Mitleid mit ihrem Mann. Sie ging ins andere Zimmer und erzählte Iwan, was ihr Vater machen wollte.
Iwan sagte: „Es wird nicht dazu kommen. Ich habe keine Angst.“
Die Soldaten des Zaren wollten Iwan umbringen. Iwan ging zum Meer, nahm das Beil und hackte, und mit jedem Hieb entstand ein Schiff. Als er vierzig Schiffe gemacht hatte, nahm er die Trompete und blies, und aus den Schiffen kam ein Heer. Dem Heer gab er das Kommando: „Mir nach, vorwärts!“
Iwan zog mit dem Heer vor den Zarenpalast. Der Zar sah, daß seine Sache schlecht stand. Er ging zu seinem Schwiegersohn Iwan, fiel vor ihm auf die Knie und flehte ihn an: „Schenk das alles mir! Ich werde dir nichts mehr tun!“
Iwan schenkte es ihm, und sie lebten wieder zusammen im Palast. Iwan kommandierte das ganze Heer des Zarenreiches, und der Zar trieb nur noch die Steuern ein. Als Iwans zwölf Schiffe in der Zarenhauptstadt angekommen waren, lu-den die Matrosen das Gold aus. Eine ganze Woche hatten sie damit zu tun, und alle Keller im Palast wurden vollgeschüttet. Da fragte der Zar seinen Schwiegersohn: „Wo hast du nur das viele Gold her?“
Iwan antwortete: „Geht dorthin, wo ich war, dann werdet Ihr auch welches bekommen!“
Der Zar machte sich auf den Weg. Er kam zum Fluß und fand keine Brücke. Da sah er am Ufer des Flusses ein Boot liegen, in dem ein Mann stand. Der Zar sagte zu ihm: „Sei so lieb und fah-re mich hinüber!“
„Steigt ein, Väterchen Zar!“
Als sie ans andere Ufer gekommen waren, gab der Mann dem Zaren das Ruder in die Hand und ging seines Weges.
Der Zar aber muß bis zum heutigen Tag die Leute über den Fluß rudern.
Iwan Glückspilz
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