Dies Märchen hier erzählt uns
von der Geigenspielerkunst,
der sich einst vor langer Zeit
ein Zigeuner hat geweiht.
Geigenspielen konnt’ er nur,
stahl nicht einmal eine Uhr,
denn er war sehr ungeschickt,
und das wär’ ihm nie geglückt.
Außer seinem Geigenspiel
konnte er nicht allzuviel.
Lebte einfach nur so hin,
spielte, was ihm grad im Sinn.
Aber wenn sein Spiel erklang,
allen fast das Herz zersprang,
und es schien dann gradeso,
daß der Geist den Körper floh.
Alle hörten ihn sehr gern,
Arm und Reich, aus Nah und Fern.
Jedermann, dem es gefiel,
gab ihm Geld fürs Geigenspiel.
Doch wer wußte um sein Leiden?
Denn er saß oft bei den Weiden,
dachte an die Liebste fern,
hatte sie von Herzen gern.
Eines Abends saß er wieder,
spielte seine schönsten Lieder.
Silbern spiegelt’ sich der Mond,
der am Himmel oben thront.
Und er spielte ganz, ganz leise
eine schöne Liebesweise.
Stille, Stille ringsumher,
Frösche quakten auch nicht mehr.
Er begann so süß zu träumen,
Blätter fielen von den Bäumen,
und sie wurden allsogleich
zu Dukaten tausendreich.
Eine Stimme er vernahm,
die von irgendwoher kam,
und sie rief ihm schmeichelnd zu:
„Werde reich, Zigeuner du!
Nimm das Geld, o nimm es dir,
gib die Geige mir dafür!“
Aus dem Teiche trat dann bald,
eine schreckliche Gestalt.
Das konnt’ nur der Teufel sein:
Hatte Hufe statt der Bein’
und zwei Hörner obendrauf,
wackelt’ mit dem Schwanz beim Lauf.
Den Zigeuner Schrecken faßt,
wie ein Toter er erblaßt.
„Diese Geige geb’ ich dir,
doch gestatten mußt du mir,
daß ich erst noch einmal spiel’
voller Liebe und Gefühl!“
Teufel wedelt mit dem Schwanz,
hockt sich untern Busch,
der Zigeuner spielt zum Tanz
und beginnt mit einem Tusch.
Dann spielt er ganz voll Gemüt
noch einmal sein Lieblingslied,
hell sein Geigenspiel erklingt
über Höh’n und Täler dringt.
Seine Finger wie im Schmerz
greifen in die Saiten,
so, als spielt’ er auf dem Herz,
läßt er sie darüber gleiten.
Alles ist ringsum ganz still,
Blumen, Felder und der Wald,
Mücke nicht mehr stechen will,
fernehin der Ton verhallt.
Sterne weinen, Tränen fließen,
doch er läßt sich’s nicht verdrießen,
und er legt sein ganzes Herz
in das Lied voll Abschiedsschmerz.
Übergibt dem Teufel dann,
was er so schwer missen kann.
Teufel gibt ihm sehr viel Geld,
offen steht ihm nun die Welt.
Nun versucht der Teufel gleich
einzudringen in das Reich
der Musik, doch alles Greifen
in die Saiten wird nur Pfeifen.
Keinen Klang er ihr entlockt,
und die Geige, wie verstockt,
spielt nicht mehr, wie’s früher war,
denn sie ist der Seele bar.
Teufel auch nicht lang verweilt
und zu dem Zigeuner eilt.
„Nimm die Geige wieder hin,
dein Beherrscher ich jetzt bin!
Diene mir für alle Zeit,
heute und in Ewigkeit!“
Und so ist es auch bis heute,
daß er zu des Teufels Freude,
aber nicht für Gottes Gunst
zeiget seine Geigenkunst.
Die verkaufte Geige
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