Der weise Salomon

Es gab auf der Welt keinen gescheiteren Men-schen als den weisen Salomon. Salomon wußte alles, was im Himmel und auf der Erde vorging, er wußte auch, warum und wie es geschah. Nur drei Dinge wußte Salomon nicht, und zwar, warum es auf der Welt die Spinne, die Schlange und den Floh gibt. Er dachte, Gott habe einen Fehler gemacht, als er die Spinne, die Schlange und den Floh schuf, und daß sie unnütz auf der Welt seien.
Da war einmal ein Aufstand im Reiche des weisen Salomon. Salomon sammelte das Heer und ging gegen die Aufständischen vor, aber der Feind kam ihnen zu Hilfe. Das feindliche Heer war wie eine dunkle Wolke. Sosehr Salomon auch kämpfte, er konnte doch nichts dagegen tun, daß sein Heer wie Gras niedergemäht wurde. Da sah Salomon, daß ein Unglück über ihn gekommen war, er verließ das Heer und floh in die Berge. Als der Feind merkte, daß Salomon in die Berge geflohen war, jagte er ihm nach.
Salomon lief und lief, stolperte, die Luft ging ihm aus, und er konnte nicht weiterlaufen. Da kletterte er in eine Höhle. Dort saß er und zitterte, denn er hatte Angst, daß ihn der Feind bemerken könne. Inzwischen hatte eine Spinne am Höhlen-eingang ihr Netz gesponnen. Sie hatte es sehr flink fertiggestellt und wartete nun darauf, daß eine Fliege käme.
Als ein Feind zu der Höhle kam, sah er dort das Spinnengewebe. Nein, dachte er, hier ist lange niemand mehr gewesen, denn es ist ja schon ein Spinnengewebe davor. Und er lief weiter.
Salomon wartete, bis der Feind weitergelaufen war, stieg aus der Höhle und ging davon. Er ging und ging, wurde müde und legte sich hin, um auszuruhen. Kaum lag er, da schlief er schon ein. Er hörte nicht, daß der Feind schon ganz nahe he-rangekommen war. Gleich würde er ihn finden und töten. Doch in dem Augenblick wurde Salo-mon von einem Floh an einer sehr empfindlichen Stelle gebissen. Er erwachte vor Schmerz. Als er hörte, daß seine Feinde schon so nahe waren, lief er so schnell davon, daß die Erde erzitterte und sie das Nachsehen hatten.
Aber die Feinde verfolgten Salomon. Er lief und lief, stolperte und rollte den Berg hinab ins Tal. Sofort stand er wieder auf und lief weiter. In dem Tal wimmelte es nur so von Schlangen. Salomon lief schnell vorbei, die Schlangen wurden wach, aber sie konnten ihn nicht mehr beißen. Die Feinde liefen ihm nach. Als sie ins Tal kamen, fielen die ärgerlichen Schlangen über sie her und bissen sie, daß sie sich vor Schmerzen wanden.
Als Salomon sah, daß das Ende der Feinde ge-kommen war, kehrte er in sein Reich zurück und trat seine Herrschaft wieder an. Von dieser Zeit an verstand Salomon, daß alles auf der Welt notwendig ist, denn die Welt kann nicht bestehen, wenn es nicht auch das gibt, was uns als böse erscheint. Es ist wahr, daß es ohne Böses auch nichts Gutes geben kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


× sechs = 36

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>