Ein Hirt weidete einmal seine Schafe auf der Wei-de und spielte auf der Schalmei. Der Teufel hörte, daß er gut spielte, und ging zu ihm. „Lehre mich Schalmei spielen, dann lehre ich dich schreiben, und zwar so gut, daß du Pope werden kannst!“ Der Hirt begann dem Teufel das Spielen auf der Schalmei beizubringen. Weil der Teufel es schwer begriff, bekam er viel Schläge. Als er es schließlich gelernt hatte, war er schon ganz wund geschlagen. Nun konnte er aber gut spielen. Jetzt lehrte der Teufel den Hirten schreiben. Er brachte es ihm an einem Tag bei und brauchte ihn nicht ein einziges Mal zu schlagen.
Als der Winter vor der Tür stand und das Vieh bis zu Weihnachten in die Ställe getrieben werden mußte, fuhr der Pope dieser Gemeinde zum Gutsbesitzer, um von ihm Arbeiter zu erbitten. Der Teufel lief dem Popen nach und begann sich mit ihm zu schlagen.
Der Gutsherr reichte beim Konsistorium Beschwerde ein: „Bei mir soll der Hirte Pope wer-den.“ Da wurde der Pope ins Konsistorium bestellt. Dort setzte man ihn ab, riß ihm die Popenkleidung herunter und rasierte ihn. Den Hirten aber bestellte man auch in das Konsistorium und ernannte ihn zum Popen.
So wurde der Hirt Pope, und Ostern kam heran. Am Ostertag las er die Messe. Er wollte gerade mit dem Opfergebet beginnen, da kam der Teufel mit der Schalmei. „Bring die Schalmei in Ord-nung!“ sagte er. „Bei mir ist Hochzeit, und da muß ich spielen.“
Der Pope nahm die Schalmei und brachte sie in Ordnung.
„Jetzt spiel mir was vor!“ sagte der Teufel zum Popen während der Messe.
Der Pope wölke nicht spielen, unter gar keinen Umständen.
Da sagte der Teufel: „Spiele! Wenn du nicht spielst, bleibst du nicht Pope.“
Da konnte er nichts machen. Er nahm die Schalmei und begann während der Messe zu spielen.
Da bekamen die Leute Angst. Sie reichten Be-schwerde beim Konsistorium ein, weil der Pope während der Messe Schalmei gespielt hatte.
Dort fragte man den Popen, warum er Schalmei gespielt habe. „Wenn du so gut spielen kannst“, sagte man, „dann spiele uns hier etwas vor, spiele!“
Der Teufel gab ihm die Schalmei. Der Pope begann zu spielen, und der Teufel fuhr dem Erzpriester in die Beine, so daß er tanzen mußte. Und er tanzte den ganzen Tag, bis er müde wurde.
Da sagte der Erzpriester: „Genug gespielt! Das muß ein Dummkopf sein, der die Beschwerde we-gen des Schalmeienspiels eingereicht hat. Es ist gut, du sollst Probst werden!“
So ernannte man den Popen zum Probst. Er ist noch heute ein Geistlicher.
Der Teufel und der Hirt
Hinterlasse eine Antwort