Der alte Ossip und die drei Popen

In einem Dorf also lebte einmal ein altes Bäuerlein Ossip. Das lebte mit seiner Alten zusammen. Sie hatten zwei Kühe und ein Pferdchen, einen kleinen Speicher, eine Getreidescheuer und was sonst noch so dazugehört. Einmal unterhielt er sich mit seiner Alten. Die Alte sagte: „Es geht uns Gott sei Dank gut, aber es wäre doch schön, irgendwann einmal aus dem Dorf herauszuziehen und ganz für sich zu wohnen.“ Der Alte gibt zur Antwort: „Das wäre nicht übel. Alte, einmal für sich zu wohnen. Vielleicht geht’s. Weißt du was. Alte, bald ist Dorfversammlung, da kommen die Nachbarn zusammen, ich will davon sprechen.“ Sobald die Dorfversammlung zusammen war, kam der alte Ossip auf die Versammlung. „Guten Tag, Nachbarn!“ sagt er. „Guten Tag, Ossip!“ sagen sie. „Da ist doch eine kleine Viehweide. Für einen reicht’s.“ Sie berieten und sagten zu ihm: „Nun, mit Gott, nur nimm niemandem Land weg, bleib auf deiner Viehweide!“ Sie sprachen das Stück dem alten Ossip zu. Der Alte bereitete sich in aller Seelenruhe auf das Leben dort draußen vor. Der Alte fuhr vorsichtig und bedächtig sein Häuschen dorthin, stellte es auf, brachte die Getreidescheuer hin, den kleinen Speicher, ganz auf Bauernart. Und von nun an lebten sie herrlich und in Freuden, es ging ihnen gut, sie bestellten ihr Stückchen Land, pflügten und brachten das Heu ein. Hatten das Stückchen Land gepflügt, säten Hafer, und der Hafer geriet im ersten Jahr sehr gut. Sie warteten, bis es soweit war, ihn zu ernten. Sie draschen so viel Hafer, daß sie die ganze Scheune voll Hafer hatten. Und so kam schon das zweite Jahr, sie säten Roggen in die Erde, danach säten sie Hafer. Das Getreide gedieh bei ihnen wer weiß wie gut! Sehr viel! Und nun lebten sie herrlich und in Freuden und hatten drei Scheuern voll Getreide. Eines schönen Tags legten sich der Alte und die Alte schlafen. Die Alte sagt zu ihm: „Jetzt geht es uns, Gott sei’s gedankt, gut, wir haben alles reichlich, es ist ein wahrer Gottessegen. Wenn wir doch Geld bekommen könnten, dann wäre das Leben herrlich und ganz wunderbar!“ Der alte Os-sip aber sagt zu seiner Frau: „Ach, Frau, du Närrin, aus Getreide kann man im Handumdrehen Geld machen!“ – „Wie willst du denn Geld daraus machen, Väterchen?“ – „Wie willst du’s machen?! Eine oder zwei Fuhren nehmen und auf den Markt fahren, da hast du dein Geld!“ – „Na schön!“ -„Nun, Alte, da du Geld haben wolltest, so geh in die Scheuer und harke Roggen zusammen, eine Fuhre so von dreißig Pud!“ Die Alte, nicht faul, ging in die Scheuer und harkte zehn Sack Roggen zusammen. Hat sie zusammengeharkt und kommt nach Hause. „Nun, Väterchen, ich habe ihn zusammengeharkt!“ – „Hast ihn zusammengeharkt, ist recht!“ Der Alte wartete keine Minute länger, lud kurzerhand auf und fuhr auf den Markt. Kam auf den Markt und stellte sich am Rand auf. Steht mit seinem Getreide da, niemand kauft von ihm Getreide, niemand nimmt welches. Er stand da, stand bis zum Abend, keiner nimmt das Getreide. „Nun, da kann man nichts machen! Ob ich mal ins Wirtshaus gehe, ob sie dort Getreide nehmen?“ sagt er. Kam ins Wirtshaus und sieht den Schankwirt hinter dem Schanktisch stehen. „Wie ist’s, Schankwirt, brauchst du Getreide oder nicht?“ Und der Schankwirt gibt ihm zur Antwort: „Wie sollte ich kein Getreide brauchen?! Aber Geld habe ich keins, alles Geld ist ausgegeben.“ -„Nun, wenn du kein Geld hast – ich kann auch Branntwein dafür trinken.“ Der Schankwirt schickte also seinen Kellner und befahl, das Getreide abzuwiegen. Sie wogen an die dreißig Pud Getreide ab. Der Alte kam ins Wirtshaus, setzte sich auf einen Stuhl und zog seine graue, mit Tuch eingefaßte Bauernbluse aus. Er nahm den Dreieckshut ab, der aus eigener Wolle gemacht war. Nun fragt ihn der Schankwirt: „Wie steht’s, Großväterchen Ossip, brauchst du viel Branntwein?“ – „Ich brauche ein Viertel, das wird genügen“, sagt er. Sie stellten dem Alten ein Viertel Schnaps auf den Tisch und brachten ihm ein Teeglas. Der Alte sitzt da und trinkt seinen Branntwein. Er trank nun also das Viertel aus; diesem Zimmer gegenüber aber war ein anderes, genau gegenüber, Tür gegen Tür. Dort in dem Zimmer saß ein Pope, trank Tee und betrachtet den Alten. „Nun sieh einer an“, sagt er, „was für ein alter, steinalter Kerl -aber sein Viertel Schnaps hat er ausgetrunken!“
Der Alte ruft den Schankwirt herbei: „Schankwirt, komm, ich will meine Zeche bezahlen.“ Der Schankwirt kommt an den Tisch. Er setzt seinen Dreispitz aus eigener Wolle auf, nimmt ihn wieder ab, schüttelt ihn und klopft damit auf den Tisch. „Nun, Schankwirt, ist bezahlt?“ Der Schankwirt sagt zu ihm: „Schon gut, Großväterchen Ossip, ‚s ist bezahlt, ist bezahlt.“ Der Pope aber sagt im stillen zu sich: „So ein Satan. Ich trinke eine Tasse, und selbst dafür nehmen sie fünf Kopeken, der aber hat ein Viertel ausgetrunken und bezahlt überhaupt nichts.“ Der Alte sagt: „Nun gut, ‚s ist Zeit, nach Hause zu fahren!“ Der Schankwirt befahl den Kellnern: „Geht und schirrt dem Alten das Pferd an, wie es sich gehört.“ Sie schirrten dem Alten das Pferd an, er stieg auf seinen Wagen und fuhr nach Hause. Kommt nach Hause und singt lustige Lieder. Die Alte hörte ihn, sperrt das Tor auf und erwartet den Alten. Begrüßte ihn. „Oi, Gott sei Dank! Man sieht gleich, der Alte hat Geld mit, ja, sie haben ihm sogar Schnaps zu trinken gegeben.“ – „Ja, Mütterchen, sie haben mich eingeladen“, sagt er. „Nun, Alter, hast du Geld oder nicht?“ – „Nein, Mütterchen, hab keins mit.“ -„Und wem hast du das Getreide verkauft?“ -„Dem Schankwirt!“ – „Nun, laß gut sein, beim Schankwirt ist es in guten Händen, wir können’s bekommen, wann es uns beliebt.“ Sie leben eine Woche, leben auch eine zweite. Der Alte sagt: „Ach, Mütterchen, wir haben so viel Getreide, soll ich noch eine Fuhre zum Verkauf fahren?“ – „Na schön, ich will gehen und eine Scheuer voll Getreide zusammenharken.“ Die Alte ging wieder fort und harkte zehn Sack Hafer zusammen. Der Alte lud wieder seelenruhig seine Fuhre auf, schirrte das Pferd an und fuhr los. Kam auf den Markt. Stellte sich am Rand des Marktes auf. Stand und stand – keiner kauft Getreide, keiner nimmt welches. „Ach, der Teufel soll’s holen! Ehe ich hier herumstehe, fahre ich’s wieder zum Schankwirt, der wird’s nehmen“, sagt er. Also lenkte das Bäuerlein sein Pferd wieder um und fuhr das Getreide ins Wirtshaus. Der Schankwirt kommt herbei. „Wie ist’s, Schankwirt, brauchst du Getreide?“ Und der Schankwirt gibt ihm zur Antwort: „Wie sollte ich kein Getreide brauchen!? Aber alles Geld ist ausgegeben!“ – „Nun, komm, halt keine Reden, ich werde Branntwein dafür trinken!“ Der Schankwirt befahl dem Gesinde, das Getreide abzuwiegen. Sie hatten das Getreide abgewogen, und das Bäuerlein kam in die Wirtsstube. Nun, und der Schankwirt fragt ihn. „Nun, wie ist’s, Großväterchen, brauchst du viel Branntwein?“ Darauf der alte Ossip: „Ich brauche jetzt zwei Viertel!“ Sie brachten also dem Alten zwei Viertel Branntwein und stellten sie auf den Tisch. Der Alte setzte sich an den Tisch, zog seine graue Bluse aus, die selbstgemachte, und nahm den selbstgemachten Dreispitz ab. Wie er seine zwei Viertel ausgetrunken hat, saß im anderen Zimmer ein Pope und trank ein Schnäpschen. Der alte Ossip hatte also seinen Branntwein ausgetrunken und sagt: „Nun, Schankwirt, komm her, ich will meine Zeche bezahlen!“ Das Bäuerlein nimmt seinen Hut vom Kopf und klopft mit dem Dreispitz auf den Tisch. „Ist bezahlt?“ sagt er. Der Schankwirt sagt: „Schon gut, schon gut, Großväterchen Ossip, ‚s ist bezahlt, fahr mit Gott!“ Der Pope aber saß da, trank an seinen drei Zehnteln und denkt bei sich: „Ich trinke hier meine drei Zehntel und muß Geld dafür bezahlen, von dem Alten aber nehmen sie nichts.“ Der Alte zieht sich an und macht sich mit Gott auf den Heimweg. Kommt zu Hause an und singt lustige Lieder. Seine Alte kommt herausgelaufen und begrüßt ihren Alten freudig. Kam heraus und machte das Tor auf: „Wie ist’s Alter, hast du Geld mit?“ – „Nein“, sagt er, „Mütterchen, ich hab keins mit, der Schankwirt hat alles Geld ausgegeben.“ Und sie gibt ihm zur Antwort: „Na schön, beim Schankwirt ist das Geld in guten Händen.“ Der Alte sagt zu ihr: „Auf den und den Tag hat er versprochen, das Geld zu bezahlen.“ Wieder also leben sie eine Woche und eine zweite. Wieder sagt der Alte zu seiner Alten: „Weißt du was. Alte, wir wollen noch etwas Getreide verkaufen!“ – „Na schön, Alter, verkaufen wir noch etwas.“ Die Alte ging also wieder in die Scheuer und harkte zehn Sack Roggen zusammen. Der Alte lud wieder seine Fuhre auf, schirrte das Pferd an und fuhr wieder los auf den Markt. Kam auf den Markt, stand und stand, und keiner kauft Getreide, keiner nimmt welches. Wieder stand er lange. „Ach, zum Teufel! Ich weiß einen Ort, ich will es zu dem alten Schankwirt fahren -hat er kein Geld, trinke ich Branntwein dafür!“ Kam zu dem alten Schankwirt und sagt: „Wie ist’s, brauchst du Getreide?“ Und der Schankwirt gibt ihm zur Antwort: „Getreide brauchen wir wohl, Onkel Ossip, aber alles Geld“, sagt er, „ist ausgegeben!“ – „Nun, das macht nichts, ich werde Branntwein dafür trinken!“ Der Schankwirt befahl dem Gesinde, das Getreide abzuwiegen. Sie wogen also das Getreide ab, der Alte kommt in die Wirtsstube und sagt: „Bringt mir drei Viertel Branntwein. Zwei für mich und das dritte für die Alte, weil sie sich so abgemüht hat.“ Das Bäuerlein zog in aller Seelenruhe seinen Bauernkittel aus und nahm den Hut ab. Sitzt da, trinkt seinen Branntwein und singt lustige Lieder. Wie er die zwei Viertel ausgetrunken hat, saß da wieder im Zimmer gegenüber ein Pope bei einem Fläschchen Schnaps. Dieser Pope sagt bei sich: „So ein Satan: Dem glückt’s! Trinkt Branntwein und bezahlt kein Geld.“ Der Alte hatte seine zwei Viertel ausgetrunken. „Nun, Schankwirt, komm! Es ist Zeit, nach Hause zu fahren, ich will meine Zeche bezahlen.“ Der Schankwirt kommt an den Tisch. Das Bäuerlein Ossip nimmt seinen selbstgemachten Hut ab und klopft damit auf den Tisch. Ossip sagt zum Schankwirt: „Nun, ‚s ist bezahlt, Schankwirt!“ Und der Schankwirt: „Schon gut, schon gut, Großväterchen Ossip, fahr mit Gott!“ Der Schankwirt befahl, dem Großväterchen für die Heimfahrt das Pferd anzuschirren. Großväterchen setzte sich in seinen Schlitten und fing an lustige Lieder zu singen. Kommt zu seinem Haus, die Alte kommt herausgerannt und begrüßt ihren Alten: „Nun, wie ist’s, Alter, hast du Geld mit?“ Er aber gibt zur Antwort: „Nein, Alte, der Schankwirt hat das Geld für den und den Tag versprochen.“ Sie spannten das Pferdchen aus. Die Alte stellte den Samowar auf den Tisch, und sie setzten sich und tranken Tee. Der Alte sagt zu seiner Alten: „Geh, Alte, auf der Diele steht ein Viertel Schnaps!“ Die Alte ging und brachte das Viertel Schnaps. Und sie fingen an Schnaps zu trinken und lustige Lieder zu singen. Sangen ihre lustigen Lieder und gingen in aller Seelenruhe schlafen.
Einmal nun hatten die Popen eine Zusammenkunft. Die Popen tranken ihr Schnäpschen und fingen dann an, sich von diesem und jenem zu unterhalten. Der eine sagt: „Och, ich habe ein schönes Pferd!“ Der andere aber sagt: „Du mit deinem Pferd! Ich habe eine schöne Popin – das ist ein Grund zu prahlen!“ Und der dritte Pope sagt: „Was sind das für Redereien! Ich kenne ein Kunststückchen, so wahr ich hier sitze. Einmal war ich in die Stadt gefahren, in ein Wirtshaus gegangen und hatte mir Tee bestellt. Der Tee wurde gebracht, und ich sitze so und trinke meinen Tee. Und das Zimmer war akkurat gegenüber einem anderen Zimmer, dort saß ein alter Bauer und trank Branntwein, ein Viertel. Hatte sein Viertel ausgetrunken, rief plötzlich den Schankwirt und sagt: ,Komm her, Schankwirt, ich will meine Zeche bezahlen!‘ Und ich habe ihn die ganze Zeit nicht aus dem Auge gelassen. Der Schankwirt kam heran. Da nimmt er seinen Dreispitz ab und klopft damit auf den Tisch. ,Nun, Schankwirt, ‚s ist bezahlt!™ Der andere Pope sagt: „Brüste dich nicht so! Dieses Kunststückchen habe ich auch gesehen!“ Der dritte Pope darauf: „Was prahlt ihr so! Dieses Kunststückchen habe ich auch gesehen, daß der Hut Geld bezahlt!“ Als die Popen sich ordentlich vollgetrunken hatten und sternhagelbetrunken waren, sagt der eine Pope: „Wenn doch wir Popen diesen Hut hätten, da könnten wir aber trinken!“ Diese drei Popen aber waren Verwandte, ein Schwiegervater und zwei Schwiegersöhne. Die Popen machten einen Plan und sagten: „Los, fahren wir hin und kaufen dem alten Ossip diesen Hut ab!“ Machten’s aus, spannten das Pferd ein und fuhren los. Sie kamen zu dem Dorf. Fuhren hinein und fragen nach dem Weg: „Irgendwo wohnt hier so ein altes Bäuerlein, Ossip mit Namen!“ Da sagten sie ihnen im Dorfe den Weg, wo der Alte wohnt. Dorthin fuhren sie nun also weiter. Sie fahren durch sein einsam gelegenes Feld. Akkurat in dem Augenblick kommt Ossip selber aus dem Wald gefahren, bringt eine Fuhre Holz. Der Alte sah die Popen. „Guten Tag, liebe Väterchen“, sagt er. Darauf die Popen: „Großväterchen Ossip, wir wollen zu dir, wir haben eine Bitte an Euch!“ – „Und was wollt ihr?“ – „Man hat uns da erzählt daß Ihr so einen Hut habt, und wir möchten nun diesen Hut kaufen!“ Der Großvater sagt zu ihnen: „Was fällt Euch ein, Väterchen, ich soll meinen Hut verkaufen? Er gibt mir zu trinken und zu essen und denkt für mich!“ – „Aber Großväterchen, wir wollen dir viel Geld für den Hut geben!“ – „Viel Geld wollt Ihr geben, Väterchen?“ -„Wieviel willst du?“ – „Ja, unter fünfhundert kann ich ihn nicht hergeben. Und auch das nur unter der Bedingung, daß meine Alte einverstanden ist. Ob die ihn hergibt?“ Sie fuhren mit dem Alten zu seinem Haus. Kommen hin. Die Alte kommt herausgerannt. „Ach, guten Tag, liebe Väterchen!“ -„Guten Tag, Großmütterchen, guten Tag!“ – „Oi, ich setze gleich den Samowar an und schenke Euch ein Gläschen Tee ein!“ Sie aber geben ihr zur Antwort: „Frau, wir sind nicht zum Teetrinken hergekommen, wir kommen in Geschäften!“ -„Und was wollt Ihr, Väterchen?“ – „Wir sind gekommen, Großväterchen seinen Hut abzukaufen! Wir haben Großväterchen den Hut abgehandelt.“ – „Und für wieviel habt Ihr den Hut abgehandelt, Väterchen?“ – „Für fünfhundert Rubel!“ – „Was fällt Euch ein, Väterchen! Der Großvater hat euch den Hut zwar verkauft, aber ich verkaufe ihn nicht!“ – „Warum willst du ihn nicht verkaufen, Großmütterchen? Es ist doch viel Geld – fünfhundert Rubel!“ – „Was denkt Ihr nur, Väterchen, der Hut gibt uns zu trinken und zu essen und denkt für uns!“ Nun, die Alte sagt: „Macht was Ihr wollt! Nur, unter fünfhundertfünfzig Rubel gebe ich ihn nicht her!“ Die drei Popen sahen einander an. „Nun, was tut’s“, sagen sie, „fünfhundert Rubel haben wir gegeben, die fünfzig werden uns nicht umbringen, geben wir sie! Auf drei verteilt, was ist das schon!“ Sie bezahlten fünfhundertfünfzig Rubel für den Hut. Der Schwiegervater sagt nun zu seinen Schwiegersöhnen: „Macht was ihr wollt, ob’s euch gefällt oder nicht, aber den Hut kriegt ihr nicht. Ich will selber ausprobieren, wie der Hut funktioniert!“ Nachdem die Popen von Ossip nach Hause gekommen waren, fuhr der Schwiegervater zum Markt in die Stadt, zierte sich mit diesem unansehnlichen Bauerndreispitz und fuhr in die Stadt. Kam in die Stadt, ging in eins der besten Gasthäuser, mietete dort zwei Gastzimmer, lud Gäste ein und begann die verschiedensten Weine und Speisen zu bestellen. Die Gäste feierten und zechten, zogen sich dann an und machten sich alle auf den Heimweg. Der Pope blieb allein zurück, er muß dem Schankwirt die Zeche bezahlen. „Nun, Schankwirt, komm her, ich will meine Zeche bezahlen!“ Er nimmt den dreieckigen Hut vom Kopf und klopft damit auf den Tisch: „Nun, Schankwirt, ist bezahlt?“ Der Schankwirt sagt: „Was hältst du mich zum Narren, Väterchen! Geld will ich haben, fünfzig Rubel!“ – „Ach, entschuldige, Schankwirt, gewiß habe ich nicht mit der richtigen Ecke geklopft.“ Nun, er klopfte mit der anderen Ecke, doch ohne Erfolg: „Nun, Schankwirt, ‚s ist bezahlt!“ – „Was heißt das, Väterchen, wo ist bezahlt? Mein Geld will ich haben!“ Nun, da war nichts zu machen. Wie sich der Pope auch sperren mochte, er muß fünfzig Rubel bezahlen. „Ach, der Teufel soll dich holen! Hat mir der Hut einen Schaden von fünfzig Rubel eingebracht!“ Da war nichts zu machen, der Pope bezahlte das Geld. „Nun schön, ich werde den Schwiegersöhnen nichts sagen. Sie sind reicher – sollen sie ruhig einen Verlust haben.“ Kam nach Hause, sagt nichts, ist vergnügt und unbekümmert. Der älteste Schwiegersohn kommt ihn besuchen. „Nun, wie ist’s, Schwiegervater, wie hat sich der Hut bewährt?“ Er bekommt zur Antwort: „Nun, der Hut bewährt sich, und wenn es hundert Rubel sind, er bezahlt sie!“ Und der älteste Schwiegersohn fuhr auch in die Stadt. Kam in die Stadt, ging, wählte eins der besten Gasthäuser, mietete sich zwei Zimmer und lud Gäste dorthin ein, zweimal mehr als der Schwiegervater. Lud also Gäste ein – Popen, Lehrer, alle lud er dorthin ein. Die Gäste kamen, und nun ging’s ans Bewirten. Er befahl dem Schankwirt, alle möglichen Weine und Speisen und sonst noch alles mögliche zu bringen. Die Gäste langten ordentlich zu, dankten für die Gastfreundschaft und machten sich auf den Heimweg. Der Pope muß beim Schankwirt die Zeche bezahlen. „Nun, Schankwirt, komm her zum Tisch, ich will meine Zeche bezahlen!“ Der Schankwirt kam an den Tisch. Der Pope nun nahm den Dreieckshut vom Kopf. Klopft auf den Tisch. „Bezahlt!“ sagt er. Der Schankwirt aber guckt, und die Augen quellen ihm fast aus dem Kopf: „Was fällt dir ein? Hältst du mich zum Narren? Gib mir meine hundert Rubel! Das ist schon der zweite Pope, der mir so närrisch kommt. Die Leute zum besten haben!“ Der Pope nun sagt: „Ach, entschuldigt, ich habe nicht mit der richtigen Ecke geklopft.“ Klopfte wieder. „Bezahlt?“ sagt er. Der Schankwirt: „Was soll das? Was heißt bezahlt?“ -„Ach, entschuldigt!“ Und er klopfte mit der dritten Ecke. Der Schankwirt sagt zu ihm: „Was fällt dir nur ein, Väterchen? Bezahle, sonst rufe ich die Polizei, dann hast du noch die Schande dazu!“ Es blieb dem Popen nichts anderes übrig, die hundert Rubel – er muß sie bezahlen, aber hundert Rubel sind kein Pappenstiel! „Nun, schön, ‚s ist, wie es ist – doch auch ich will dem Schwager nichts sagen. Er hat eine schöne Gemeinde, reicher als meine, und ich werde ihm nicht erzählen, daß ich hundert Rubel bezahlt habe.“ Der Schwager kommt zum Schwager gefahren und fragt: „Nun, wie ist’s, Schwager, wie funktioniert der Hut?“ Und der gibt ihm zur Antwort: „Ja, der Hut bewährt sich, und wenn’s hundert Rubel sind!“ Der Schwager nahm von seinem Schwager den Hut und fuhr auch in die Stadt. Kommt in die Stadt ins Gasthaus und bittet um ein Zimmer für Gäste. Nahm zwei Zimmer und lud Gäste ein, sogar noch mehr als sein Schwager, dreimal mehr. Nun, als die Gäste da waren, befahl der Pope dem Schankwirt, alle möglichen Weine und Speisen zu bringen. Die Gäste zechten eine Weile, hatten gezecht und machten sich auf den Heimweg. Der Pope blieb zurück, setzt den Hut auf und ruft den Schankwirt. Der Schankwirt kommt. „Komm her, ich will meine Zeche bezahlen.“ Der Pope nimmt den Hut vom Kopf und klopft damit auf den Tisch. „Schankwirt“, sagt er, „ist nun bezahlt?“ Der Schankwirt aber guckte und guckte: „Ja, was ist denn nur mit euch los, das ist der dritte Pope, der mir so närrisch begegnet, und alle mit diesem Hut?“ Den Schankwirt packte die Wut, er fuhr dem Popen kurzerhand in die Haare und riß ihn hin und her. Da war nichts zu machen, der Pope schrie: „Schon gut, der Teufel hol’s! Ich bezahle das Geld, nur laßt mich los!“ Holte seine Geldbörse aus der Tasche, bezahlte hundertfünfzig Rubel und fuhr nach Hause. Kam zu Hause an, da versammelten sich die drei Popen an einem Platze: der Schwiegervater mit den zwei Schwiegersöhnen. Sie hielten sich ordentlich an den Schnaps, wurden betrunken und begannen sich zu unterhalten. Der eine Pope sagt: „Was zuviel ist, ist zuviel, laßt uns fahren und den alten Ossip erschlagen!“ Gerade aber, als sie sich unterhielten, ging ein Hausierer vorbei (in Petersburg nennen sie solche Leute „Possadski“16). Der hörte diese Reden, daß die Popen den Alten erschlagen wollen. Dieser Hausierer machte sich sogleich auf den Weg zu diesem Ossip und sagt: „Großväterchen Ossip, dich wollen die und die Popen erschlagen!“ Da lud der Alte den Hausierer zum Tee ein, gab ihm Tee, Zucker dazu und einen Kanten Brot. „Nun, hab Dank, daß du mir’s gesagt hast! Hör zu, Alte, man will uns erschlagen. Und keiner da, der uns hilft, wir sind zuwenig Leute.“ Da dachte er sich etwas aus: „Paß auf. Alte! Ich verschaffe mir ein Kreuz, und dann bahrst du mich auf, ich lege mich in den Vorraum, du deckst mich mit einem Leichentuch zu, versperrst das Tor und gehst im Speicher auf und ab, singst Sterbelieder.“ Nach einer Weile hört er, daß die Popen gefahren kommen; sie klopfen ans Tor, die Alte aber geht im 16 Possadski – ursprünglich Bezeichnung für Händler, die außerhalb des eigentlichen Stadtbereichs wohnen. (Anm. d. Übers.) Speicher auf und ab und singt Sterbelieder. Die Popen brechen bald das Tor entzwei. „Oi, wohin wollt Ihr, liebe Väterchen? Mein Alter ist gerade gestorben, er muß zurechtgemacht und in den Sarg gelegt werden. Ich gehe gerade und sammle Zweige, damit er etwas Weiches und Zweige in den Sarg bekommt.“ Die Popen brachen das Tor auf und gingen ins Haus, die Alte aber geht immer im Speicher auf und ab, singt Sterbelieder, geht aber nicht ins Haus. Der eine Pope sagt: „Ich will ihm, wenn er auch tot ist, für die fünfhundert Rubel eins mit dem Kreuz versetzen.“ Er schlug mit dem Kreuz zu – der Bauer aber warf den Arm zur Seite. Und der andere Pope sagt: „Du schlägst nicht richtig zu. Laß mich mal, ich mach’s ordentlich!“ Der zweite Pope nahm das Kreuz in die Hände und schlug zu. Der Bauer warf auch das Bein zur Seite, und der dritte Pope sagt: „Nun, ihr schlagt nicht richtig zu, laßt mich mal, wenn ich zuschlage, springt der ganze Kerl auf.“ Also nahm der dritte Pope das Kreuz und schlug mit aller Kraft zu. Der Alte fiel von der Bank herunter, dem Popen gerade vor die Füße. „Oi, Väterchen, hab Dank, hab Dank. Du hast mich wieder lebendig gemacht! Das wäre ja schlimm für meine Alte gewesen, ohne mich zu leben!“ Die Popen wendeten ihr Pferd und fuhren davon. Kamen nach Hause und trennten sich.
Da ging durch das ganze russische Zarenreich die Kunde: in der und der Stadt ist der und der General gestorben. Die Frau des Generals ließ in ganz Rußland bekanntmachen: Wenn jemand ihren Mann wieder lebendig machen könnte, den würde sie mit einer unermeßlichen Summe belohnen. Die Popen kamen zusammen und überlegten miteinander. Der eine Pope sagt: „Wir haben den alten Ossip mit diesem Kreuz wieder lebendig gemacht. Nehmen wir das; wir wollen fahren und dem Alten dieses Kreuz abkaufen!“ Die Popen spannten das Pferd ein und fuhren dorthin zu dem Alten. Kamen zu dem Alten und sagten: „Großväterchen! Wir sind mit einer Bitte zu dir gekommen.“ – „Und weswegen seid Ihr gekommen, Väterchen?“ – „Wir möchten dir das Kreuz abkaufen!“ – „Was fällt Euch ein, Väterchen, das Kreuz soll ich verkaufen? Es gibt mir zu trinken und zu essen und denkt für mich. Was denkt Ihr, wen ich damit wieder lebendig machen kann! Ich bekomme mal fünf Rubel dafür, mal zehn. Und wir leben und ernähren uns davon, meine Alte und ich.“ – „Nun, was soll’s, Großvater, verkaufst du das Kreuz?“ – „Was heißt hier verkaufen, liebe Väterchen“! Wieviel wollt Ihr mir geben?“ – „Wieviel willst du denn haben, Großväterchen?“ – „Ja, was soll ich sagen, Väterchen? Ob’s Euch nun gefällt oder nicht, aber unter fünfhundert kann ich das Kreuz nicht hergeben!“ Die Popen sahen einander an und bezahlten die fünfhundert Rubel für das Kreuz. Stiegen ein und fuhren davon. Kamen nach Hause und machten sich gleich dorthin auf den Weg, wo der General gestorben war. Kamen in diese Stadt und erfragten Haus und Wohnung. Haus Nummer fünfzig, Wohnung dreiunddreißig. Sie kommen dorthin in die Küche, man fragt sie:
„Ihr wollt den Toten wieder lebendig machen?“ -„Jawohl, wir wollen den Toten wieder lebendig machen!“ Sie wurden in das Zimmer gelassen, wo der General aufgebahrt lag. Da schlossen sie sich in diesem Zimmer ein, waren nur zu dritt darin. Der eine sagt zum zweiten: „Los, gib ihm eins mit dem Kreuz!“ Der eine nahm das Kreuz und schlug zu, daß es dröhnte. Der Tote steht nicht auf. Der eine sagt: „Du schlägst nicht richtig zu. Laß mich, ich will nochmal zuschlagen!“ Wie er nun nochmal zuschlägt, fiel ihnen der General bald vom Tisch herunter, doch er steht nicht auf. Nun sagt auch der dritte: „Laßt mich mal, ich pfeife ihm eins, daß er gleich aufspringt!“ Der dritte schlug ihn so derb, daß er ihm den Schädel abschlug. Da erschraken sie und versteckten sich unter dem Tisch. Wenn man sie erwischte, war’s schlimm -sie können nirgendshin entkommen. Wieder lebendig gemacht haben sie ihn nicht, dafür haben sie etwas angerichtet, wofür man sie bestrafen wird. Nun suchte einer bei dem anderen Hilfe, und sie überlegten miteinander. Der eine Pope sagt: „Paßt auf, wir machen zur Bedingung, daß drei Stunden niemand zu ihm hineingeht.“ So machten sie es auch; gingen in die Küche, gleich zur Generalin: „Ihr könnt erst in drei Stunden ins Zimmer hineingehen, bleibt solange draußen!“ Drei Stunden sind eine lange Zeit. Sie mußten still und leise aus der Stadt verschwinden. Sie mieteten also Pferde und einen Wagen. Für ihr Geld aber hatte der alte Ossip inzwischen eine Schenke eröffnet. Als seine Alte gestorben war, hatte er einen lustigen Schnapshandel begonnen. Nun kommen die Popen gefahren. Kommen und sahen das Schild des alten Ossip an der Schenke. Der eine Pope sieht hin: „Uch, hier handelt Ossip mit Branntwein! Seht ihr, wie er mit unserem Geld reich wird!“ Der eine Pope sagt: „Er wird mit unserem Gelde reich, wir aber wollen ihn erschlagen!“ Die zwei Popen darauf: „Wie können wir ihn erschlagen? Laßt uns vorbeifahren!“ – „Nein, keinesfalls, er muß erschlagen werden!“ Sie stiegen von ihrem Wagen herunter, der Kutscher wendete die Pferde und fuhr davon. Früher wurden die Schenken mit Fensterläden verschlossen. Der Alte hatte alle Fensterläden zugemacht, man konnte nicht zu ihm hinein. Der eine Pope sagt: „Ich komm hinein!“ Sogleich kletterte er über den Zaun und ging ans Fenster. Nahm ein Holzscheit, schlug das Fenster ein und kletterte hinein. Kletterte hinein, der Alte aber, nicht faul, kam gleich gerannt, nahm eine Axt und versetzte ihm eins gegen den Kopf. Der Pope brauchte nichts mehr. Der Alte packte ihn an den Haaren, zerrte ihn in die Schenke hinein und warf ihn hinter ein Vierzigliterfaß. Die zwei Popen stehen draußen und sprechen miteinander: „Warum dauert es bei ihm so lange, den Alten zu erschlagen?! Geh mal hin“, schickt der eine den anderen, „zu zweit ist es bequemer, ihr werdet ihn schneller erschlagen!“ Der zweite Pope kletterte über den Zaun. Kommt zum Fenster, klettert genauso hinein wie der erste. Der Alte versetzt ihm wieder einen Schlag mit der Axt, und auch der war erledigt. Er packte ihn bei den Haaren, zerrte ihn zum Fenster herein und warf auch ihn hinter das Faß. Dann steht der dritte Pope draußen, wartet, wartet lange Zeit. Er sagt zu sich: „Der Teufel soll’s holen! Können die zwei ihn wirklich nicht erschlagen? Wahrscheinlich haben sie sich ausgesöhnt und trinken dort Branntwein. Ich muß auch hingehen!“ Der dritte Pope kletterte also auch über den Zaun. Ging auch zu dem Fenster und will hineinklettern. Und er versetzte ihm genauso einen Schlag mit der Axt gegen die Stirn und erschlug ihn. Er zerrte diesen Popen an den Haaren heraus und warf ihn im Vorraum auf die Bank. Der Pope liegt nun da. Bei Ossip aber war einer, der hieß Wassili oder so ähnlich. Tagsüber ging er Abfälle sammeln, abends aber kam er zu Ossip in die Schenke. Dieser Wassili kam und wollte übernachten. Da sagt Ossip zu ihm: „Oi, Wassili, Wassili, warum bist du gestern nicht gekommen? Da war einer hier, ein Pope oder ein Mönch, ich weiß nicht, hat sich mit Schnaps vollgetrunken und mich verprügelt.“ Dieser Wassili nun sagt: „Weißt du was, Onkel Ossip, gib ihn her, ich werfe ihn ins Wasser!“ Wassili nahm also den Mönch auf die Schulter und trug ihn zum See, um ihn hineinzuwerfen. Auf den Weg hatte er sich ein Fläschchen Schnaps in die Tasche gesteckt und ging unbekümmert seinen Weg. Kam zum See. Den Popen hatte er mit. Bautz, warf er ihn genau ins Eisloch und paßt auf, ob er vielleicht irgendwo wieder herauskommt. Sitzt und sitzt und trinkt ein Gläschen nach dem anderen. Saß bis zum Abend, da wurde es kalt. Und er machte sich wieder auf zum alten Ossip. Der alte Ossip aber, nicht faul, hatte auch diesen Popen auf die gleiche Bank geworfen. Wassili kommt zu Ossip, macht die Tür auf und fragt Onkel Ossip: „Nun, Onkel Ossip, ist der Pope wiedergekommen oder nicht?“ Ossip sagt zu diesem Wassili: „Es ist noch schlimmer geworden, er ist noch wütender wiedergekommen.“ – „Wie ist denn das möglich? Ich denke, ich habe ihn ins Wasser geworfen und ins Eisloch geguckt, ob er wieder herauskommt! Na schön, Onkel Ossip, gib her, ich werfe ihn ins Wasser und bleibe etwas länger sitzen, wenn du mir ein Viertel Schnaps gibst!“ Er nahm also den Popen auf die Schulter und steckte das Viertel Schnaps ein. Trug ihn zum See. Warf ihn auf die gleiche Manier – bautz – in das Eisloch hinein, daß die Blasen nur so hochkamen. Also schön, er bleibt sitzen. Sitzt da, trinkt sein Gläschen leer und paßt auf das Eisloch auf, ob der Pope etwa dort herauskommt. Wie er den ganzen Tag und die ganze Nacht gesessen hatte, wurde es hell; er sah sich bei Tageslicht nach allen Seiten um -vom Popen nichts zu sehen. Also ist er fertig und muckst nicht mehr! Wieder ging er lustig und guter Dinge zum alten Ossip in die Schenke. Kommt in die Schenke und fragt Onkel Ossip: „Wie ist’s denn, Onkel Ossip, ist der Pope wiedergekommen?“ Und Ossip gibt ihm zur Antwort: „Ach, was denkst du, Wassili! Ist wiedergekommen, noch wütender, hat mich fast erschlagen und noch mehr Branntwein getrunken.“ Wassili merkte nicht, daß in der Ecke der dritte Pope liegt. „Gib mir einen halben Eimer Branntwein! Also diesen Popen bringe ich fort, also ohne zu mucksen, der kommt nicht wieder. Zwei Tage bleibe ich dort sitzen!“ Ossip gab ihm einen halben Eimer, er nahm den halben Eimer, den Popen auf die Schulter -und zum See. Brachte ihn an den See und warf ihn – bautz – ins Eisloch hinein, die Blasen stiegen nur so hoch. Wassili sitzt da, raucht und trinkt seinen Schnaps. Er sitzt also einen Tag und eine Nacht, sitzt auch den zweiten Tag und die zweite Nacht, vom Popen ist die ganze Zeit nichts zu sehen, er kommt aus dem See nicht heraus; also hat er ihn endlich ertränkt! Auch den zweiten Tag und die zweite Nacht bleibt er sitzen, blieb sitzen, bis es hell wurde. Es war aber gerade an einem Sonntag. Die Kirche stand am See; wie es hell wurde, läutete der Küster tatsächlich die Glocken. Die Frühmesse muß gelesen werden. Der Pope zog sich an und ging am Ufer entlang. Da sah Wassili diesen Popen, sah, daß da ein Pope geht. Sprang auf und rannte dem Popen hinterher. „Ach du langhaariger Satan! Dreimal habe ich dich ins Wasser geworfen, und du läufst noch immer herum!“ Der Pope erschrak: „Was willst du? Was willst du? Warum mir das?“ Darauf dieser Wassili: „Ach! Warum hast du beim alten Ossip den ganzen Wein ausgetrunken und ihn geschlagen?! Ich werde dich gleich ins Wasser werfen!“ Der Pope konnte zu keinem Gotte mehr beten, Wassili packte ihn an den Haaren und trug ihn zum Eisloch. Brachte ihn hin und packte ihn an den Beinen: „Bereue deine Sünden!“ Der Pope hatte keine Lust zu sterben. Wassili packte ihn aber an den Beinen, und bautz – ins Wasser, die Blasen stiegen nur so hoch! Hatte ihn ins Wasser geworfen, blieb eine Weile sitzen und machte sich dann auf den Weg zum alten Ossip in die Schenke. Kam hin und fragt: „Nun, wie ist’s Onkelchen Ossip? Ist der Pope wiedergekommen?“ – „Nein, Väterchen, ist nicht wiedergekommen.“ – „Nun, dann habe ich ihn ertränkt!“ Der Küster läutete tatsächlich, der Pope aber kommt noch immer nicht. „Was ist los, zum Teufel!? Der Pope kommt noch immer nicht! Ich will nach Hause gehen, will zum Popen gehen!“ Kam hin und fragt: „Mütterchen, wo ist das Väterchen?“ – „Das Väterchen ist doch in die Kirche gegangen!“ – „Wieso ist er in die Kirche gegangen, Mütterchen? Ich hätte ihn doch sehen müssen, hab doch die Sonntagsglocken geläutet!“ – „Aber bestimmt, er ist in der Kirche!“ Der Küster ging zurück zur Kirche, sah nach – in der Kirche ist er nicht. Da begannen sie, den Popen zu suchen und zu suchen, und wissen nicht, wo sie ihn finden sollen. Damit war die Sache zu Ende. Ich war auch dort, habe Märchen erzählt. Die Hörer haben die Speisen geschleckt, der Erzähler die leeren Teller geleckt.

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