In einem Zarenreich, in einem Staat lebte einmal ein sehr reicher Bauer. Der hatte drei Söhne: zwei kluge und als dritten Iwan den Dummkopf. Der Alte wurde krank und trägt seinen Söhnen auf: „Falls ich sterbe, setzt mir ja den Iwan nicht hint-an!“ Der Alte starb. Der Leichenschmaus war vor-bei, die Seelenmesse gelesen. Jetzt lebten die Söhne allein. Nun, die Brüder leben ganz gut mit-einander, in Frieden, aber die Schwägerinnen fin-gen an sich zu zanken. Die Brüder, die großen, hatten keine Kinder, Iwan der Dummkopf aber hatte ihrer sieben. Die Schwägerinnen sagen: „Wozu sollen wir fremde Kinder füttern. Wir wol-len Iwan abfinden! Mag er mit seiner Familie allein leben.“ Die Brüder fanden Iwan ab, und als Haus gaben sie ihm nur das Waschhaus. An Getreide gaben sie ihm drei Maß Roggen. Das war sein An-teil – auf schöne Art hatten sie Iwan nicht hintan-gesetzt! Die drei Maß Roggen ließ er mahlen; aß sie auf – nicht einmal für drei Wochen reichte es. Mehr zu essen war nicht da, und zum Kaufen hat-te er kein Geld. „Ich will zum großen Bruder ge-hen“, sagt er. „Vielleicht gibt er mir ein Maß Rog-gen.“ Er kam zum großen Bruder. „Bruder, ich habe nichts zu essen! Kannst du mir nicht ein Maß Roggen geben?“ Der Bruder nahm die Schlüssel, ging in die Scheune und schüttete ihm ein Maß Roggen auf. Der Dummkopf fuhr zur Mühle und ließ es mahlen. Seine Frau verbuk’s und sie aßen auch dieses Maß auf. Wieder war nichts zu essen da. Iwan ging wieder zu seinem Bruder, ob er ihm nicht noch ein Maß gibt. Er kam zum Bruder. „Bruder, ich habe dein Maß aufgegessen! Kannst du mir nicht noch eins geben?“ Der Bruder sagte: „Was denn, Iwan, willst du immer so nach einem Maß zu mir kommen? Du hast dein Maß bekom-men, nun verdiene selber!“ Aber er schüttete ihm trotzdem ein Maß Roggen auf. „Da, aber komm nicht wieder zu mir!“ Der Bruder ging zur Mühle, brachte das Maß hin und ließ es mahlen. Seine Frau verbuk’s, und sie aßen’s wieder auf. An ei-nem Maß ißt man nicht lange, neun Mäuler gehör-ten ja zur Familie. Und wieder war nichts zu essen da. „Ich will zum Bruder gehen“, sagt er. „Viel-leicht gibt er mir noch ein Maß.“ Er kommt zum Bruder. „Bruder, ich habe nichts zu essen. Kannst du mir nicht noch ein Maß geben?“ Auf einmal stürzten sich die Schwägerinnen auf ihn und be-gannen zu schreien: „Sollen wir dich und deine Familie durchfüttern? Willst du immer nach einem Maß zu uns kommen?“ Nun, der Bruder hatte trotzdem Mitleid und gab ihm noch ein Maß. Er ließ das Maß mahlen und aß es wieder auf. Es ist nichts mehr zu essen da, und zum Kaufen hat er kein Geld. Zum Bruder zu gehen, getraut er sich nicht mehr, der hat’s verboten. Es war an einem Sonntag. Er machte sich fertig und ging los. „Ich gehe“, sagt er, „wohin der Weg mich führt!“ Er kam an einen kleinen Wald. Der Wald war an die vierzig Werst entfernt. Er hört, wie seitwärts je-mand Holz hackt. Er bleibt stehen und denkt: „Was denn, heute ist Sonntag, aber jemand hackt Holz, macht nicht Feiertag! Ich will doch mal hin-gehen“, sagt er, „und sehen, wer da hackt.“ Er bog vom Weg ab und ging zu der Stelle, wo ge-hackt wurde. Kommt hin – da hackt eine Alte Holz. „Was machst du da, Alte? Heute ist Feiertag, und du arbeitest!“ Die Alte wetterte los: „Wie du dich herumtreibst, Herumtreiber, so sollen sich wohl alle herumtreiben! Ich bin deines Bruders Schicksal. Dein Bruder, weißt du, strengt sich an bei der Arbeit, und ich bin sein Schicksal, ich helfe ihm. Du aber, nicht nur am Feiertag, auch am Werktag arbeitest du nicht, und deswegen hast du auch nichts. Und dein Schicksal gibt sich mit sei-nem Liebsten ab!“ – „Und wo kann ich mein Schicksal finden?“ – „Setz dich auf mich, ich bring dich hin, dann wirst du dein Schicksal finden!“ Iwan der Dummkopf setzte sich der Alten auf die Schultern. Die Alte trug ihn aus dem Wald, brach-te ihn aufs freie Feld und stellte ihn auf einen Weg. „Hier, geh diesen Weg lang! Du wirst zu ei-ner Schmiede kommen – geh in die Schmiede hinein und bitte, dir drei Eisenstangen zu schmie-den. Wenn die Stangen geschmiedet sind, dann geh diesen Weg weiter. Du wirst zu einem Haus kommen. Es ist ein dreistöckiges Haus, und in diesem Haus sitzt dein Schicksal im Zimmer und gibt sich mit seinem Liebhaber ab. Geh in dieses Haus, bete zu Gott, bekreuzige dich und setz dich auf die Bank. Wenn dein Schicksal aufspringt, zu dir kommt, dich fragt und dich bewirtet, dann trink zwei Gläschen aus, das dritte aber trink nicht! Sie wird dich zwingen wollen, du aber gerb ihr mit diesen Stangen das Fell und gerb es ihr, bis sie sich dir unterwirft.“ So machte er sich auf den Weg. Kam zu der Schmiede und ließ sich drei Eisenstangen schmieden. Er kommt zu dem Haus. Es ist ein dreistöckiges Haus. Ging in dieses Haus. Da sitzt ein Mann mit einer Frau am Tisch. Er trat ein, betete zu Gott, verbeugte sich vor ihnen und setzte sich auf die Bank. Auf einmal kam die Frau mit einer Karaffe zu ihm. Begann ihn zu bewirten. Sie goß ihm ein Gläschen ein, er trank’s, sie goß ein zweites ein, er trank das zweite, sie goß ein drittes ein, das dritte nahm er nicht. Sie wollte ihn zwingen; er packte sie und prügelte munter auf sie ein. „Was fällt dir ein, mich zu zwingen!“ Als er sie zu prügeln begann, sprang ihr Liebster aus dem Fenster. Er prügelte und prügelte; die eine Eisenstange hatte er zerbrochen, er nahm die zweite und zerbrach die zweite. Die zweite hatte er zerbrochen, er nahm die dritte. Da flehte ihn die Frau an: „Hör auf mit Prügeln, ich will dir hel-fen!“ Da hörte er auf, sie zu prügeln. Sie gab ihm eine Henne mit goldenem Kamm. „Da, trag diese Henne nach Hause, setze sie ins Nest! Sie wird dir goldene Eier legen.“ Iwan nahm die Henne und machte sich auf den Rückweg. Er kommt an die Stelle, wo er die Alte verlassen hatte. Die setzte ihn auf ihre Schultern und brachte ihn dorthin, wo sie Holz gehackt hatte. Die Alte blieb zurück und hackte Holz, er aber ging zur Straße. Er kam auf die Straße und machte sich auf den Heimweg. Kam nach Hause, da weinen die Kinder: „Wir ha-ben Hunger! Gib uns Brot, Vater!“ Vater hatte kein Brot mitgebracht – iß, was du willst. Schnell setzte er die Henne ins Nest.
Die Henne legte ein goldenes Ei. Am zweiten Tag legte sie ein zweites. Am dritten Tag legte sie das dritte. Da ging Iwan der Dummkopf zu seinen Brüdern. Die Brüder wollen gerade auf Schiffen in fremde Länder fahren. „Brüder, nehmt meine drei Eier mit! Wenn ihr in die fremden Länder kommt, vielleicht wird man euch dort einen Sack Getreide für jedes geben.“ – „Ach, du Dummkopf, bei uns stehen ganze Spreukörbe voll Eier! Wenn es einen Sack für jedes gäbe, würden wir sie alle dorthin mitnehmen!“ Der Bruder begann zu weinen. „Trotzdem, was sie auch geben werden, nehmt sie trotzdem mit!“ Aber er erklärt nicht, was für Eier es sind. Nun, Brüder, da kann man nichts ma-chen: „Bring sie aufs Schiff, leg sie irgendwo in eine Ecke!“ Iwan der Dummkopf ging nach Hause, wickelte sie in die allerschmutzigsten Lappen, brachte sie aufs Schiff und legte sie hin, wo sie nicht zerdrückt werden konnten. Die Brüder machten sich mit ihren Schiffen auf in die frem-den Länder. Sie kamen in den fremden Ländern an und machten am Ankerplatz halt. Dann neh-men sie die allerbesten Geschenke und bringen sie dem König. Brachten die Geschenke hin und gaben sie dem König. Der König lobte die Ge-schenke sehr und erlaubte ihnen, in seiner Stadt Handel zu treiben. Nun verkauften die Brüder alle Waren sehr bald und hatten großen Gewinn. Sie kauften Waren und beluden ihre Schiffe. Sie wol-len wieder in ihre Stadt fahren. Schon hatten sie die Schiffe bestiegen und wollten losfahren, da fiel ihnen ein: „Wie denn, Brüder, wir haben ja die Eier nicht verkauft. Wo liegen sie denn?“ Gleich suchten sie die Eier; wickelten die Lappen ab, da fielen die drei Eier heraus. „Ach, der Dummkopf, woher hat er denn solche Eier? Warum hat er uns denn das nicht erklärt?“ Sie nahmen diese drei Eier, gingen in die Stadt, legten sie auf einen gol-denen Teller, brachten sie zum König und sagten, daß das „ein Geschenk von unserem Bruder für Euch ist“. Der König freute sich sehr über dieses Geschenk, so etwas hatte er in seinem Leben noch nicht gesehen. Er bedankte sich für das Ge-schenk und belud Iwan dem Dummkopf drei Schiffe für die Eier. „Hier“, sagt er, „bringt Iwan dem Dummkopf von mir ein Geschenk für sein Geschenk.“ Jetzt hatten sie sechs Schiffe, und sie machten sich auf den Weg. Es tat ihnen leid, die Schiffe dem Bruder zu geben. „Der Bruder hat ei-nen Sack für jedes Ei haben wollen, geben wir ihm zwei für jedes und behalten die Schiffe für uns!“ So machten sie aus. Plötzlich blieben die Schiffe stehen, bewegten sich nicht von der Stel-le. Stehen einen Tag, den zweiten, den dritten, stehen einen Monat und bewegen sich nicht von der Stelle. Die Brüder erschraken darüber: „Des-wegen sind unsere Schiffe stehengeblieben, weil wir dem Bruder die Schiffe nicht geben wollten!
Herrgott, mach unsere Schiffe flott, wir geben sie dem Bruder!“ Plötzlich fuhren die Schiffe weiter. Sie sind bald zu Hause, sahen also ihre Heimat – und beratschlagten wieder: „Wir geben dem Bru-der die Schiffe nicht.“ Die Schiffe blieben wieder stehen. Einen Tag um den anderen und eine Wo-che stehen die Schiffe und bewegen sich nicht von der Stelle. Die Brüder jammerten: „Mach uns flott, unsere eigenen geben wir hin, nicht nur seine.“ Da fuhren die Schiffe plötzlich weiter. Sie kamen zum Ankerplatz. Die Brüder ließen die Köpfe hän-gen, gingen nach Hause und waren betrübt: schade, daß der Reichtum nicht mehr ihnen ge-hörte. Auf einmal kommt Iwan der Dummkopf ih-nen entgegengerannt: „Wie ist’s, Brüder, habt ihr meine Eier verkauft?“ – „Ja, ja! Lauf zum Anker-platz, Iwan, alles was dort ist, alles gehört dir für die Eier.“ Iwan läuft zum Ankerplatz. Die Leute, die über die Waren gesetzt waren, sagen: „Da kommt unser Herr gerannt!“ Die Schiffsleute nahmen ihren Herrn bei den Händen und führten ihn auf die Schiffe. „Laß dir erklären, Iwan, – alles das ist dein Besitz! Alle sechs Schiffe! Weise uns unseren Platz an, und dann wollen wir Handel treiben.“ Sie rissen Iwan dem Dummkopf seine elenden Kleider herunter und zogen ihm schöne an. „Du mußt ein Herr sein, Iwan, nicht so ein ab-gerissener Kerl!“ Iwan freute sich, lief zu seiner Frau, brauchte keinerlei sonstigen Reichtum. Kam zu seiner Frau. „Frau, vornehme Dame, sieh, wie sie mich für das Ei zurechtgeputzt haben!“ Seine Frau ergriff einen Knüppel und ging auf ihren
Mann los: „Putz brauchst du, du Hund, und die Kinder brauchen kein Brot!“ – „So geh doch hin zum Ankerplatz, du niederträchtiges Ding, wenn du neidisch bist!“ Die Frau ließ den Knüppel fah-ren und rannte voll Freude zum Ankerplatz. Iwans Frau kommt zum Ankerplatz gelaufen. Die Han-delsdiener riefen: „Ist das unsere Herrin, die da gerannt kommt, so zerlumpt?“ Sogleich ergriffen sie sie bei den Händen, rissen ihr die elenden Kleider herunter und putzten sie als Herrin an. Und sie rannte nach Hause und brauchte nichts weiter. Dann sahen die Handelsdiener, daß sie von ihrer Herrschaft nichts Vernünftiges erwarten konnten und fingen selber an, Läden zu bauen. Sie bauten die Läden, luden die Waren aus und trieben fleißig Handel. Dann nahmen sich Iwans Söhne des Handels an. Und dann begann auch Iwan selber, in den Laden zu gehen. So trieben sie Handel. Verdienten gut, schafften sich ein gro-ßes Vermögen an. Dann schaffte sich Iwans Frau einen Liebhaber an. Dieser Liebhaber nun geht überall herum. Kaum waren sie in den Laden ge-gangen, Handel zu treiben, kam er zu ihr und lief herum und fand die Henne mit dem goldenen Kamm. Die Henne hatte auf ihrem Kamm eine Aufschrift: „Wer diesen Kamm ißt, wird Zar, und wer von der Henne den Magen ißt, der wird Gold spucken.“ So merkte dieser Freund, woher der ganze Putz kam. Es verlangte ihn, die Henne zu essen. Da sagt er: „Liebste, schlachte diese Hen-ne, und essen wir sie zusammen.“ Sie sagte: „Nein, diese Henne will ich nicht schlachten!“ – „Und warum willst du sie nicht schlachten?“ – „Darum will ich’s nicht, weil wir durch diese Henne zu leben begonnen haben.“ – „Nun, wenn du die Henne nicht schlachten willst, dann will ich dich auch nicht lieben! Ich komme in Ewigkeit nicht wieder zu dir!“ – „Ob du mich nun liebst oder nicht, die Henne schlachte ich nicht!“ Auf einmal sprang ihr Liebhaber auf und lief aus dem Haus. „Ich komme in Ewigkeit nicht wieder zu dir, du niederträchtiges Ding!“ Es tat ihr aber leid. „Komm zurück“, sagt sie, „Liebster! Ich will die Henne für dich schlachten!“ Da kam er zurück. Sie schlachtete die Henne, nahm sie aus und briet sie sogleich. Setzte sie aufs Feuer. Er sagt: „Nun, Liebste, wir wollen das Bad heizen! Erst waschen wir uns, und dann essen wir die Henne.“ Gleich heizte sie das Bad, und sie gingen ins Bad. Auf einmal kamen ihre zwei kleinen Söhne angerannt, Mischka und Grischka, und wollten etwas zu es-sen. „Ach“, sagen sie, „Mutter ist nicht da, und wir haben Hunger.“ Mischka sagt: „Komm, Grischka, sieh nach, was im Ofen ist, es macht nichts, daß Mutter nicht da ist!“ Grischka machte den Ofen auf und sieht die Pfanne mit dem Braten stehen. „Och“, sagt Mischka, „da steht eine Pfanne mit Braten!“ – „Los, trag ihn auf den Tisch, wir wer-den ihn sowieso essen!“ Grischka zog die Pfanne heraus, stellte sie auf den Tisch, und sie putzten sie leer. Nahmen die Knochen, legten sie in die Pfanne und stellten sie in den Ofen. Dann rannten sie aus dem Haus und sehen, wie ihre Mutter mit dem Liebhaber aus dem Bad ins Haus geht.
„Komm, wir wollen hören, ob Mutter auf uns schimpft, daß wir die Henne gegessen haben.“ Ihre Mutter kam mit dem Liebhaber. Sie wollen die Henne essen: sie greift in den Ofen und sieht nur die Knochen. „Ach, Liebster, jemand hat die Henne aufgegessen, nur die Knochen liegen in der Pfanne. Sicher haben Mischka und Grischka sie gegessen. Laß sie nur nach Hause kommen, ich ziehe ihnen bei lebendigem Leibe das Fell herun-ter!“ Grischka und Mischka hören diese Reden. „Ach, wie Mutter auf uns schimpft; da laufen wir lieber von zu Hause fort!“ Sie gingen aus der Stadt hinaus, drehten sich jeder eine Zigarette und fingen an zu rauchen. Sie rauchten. Mischka spuckte aus, da war Gold aus seinem Munde ge-kommen. Sie wunderten sich. Er spuckte noch einmal – wieder ein Goldstück, und so weiter, immer spuckt er Gold aus. Soviel hatte er zu-sammengespuckt, daß er alle Taschen vollgestopft hatte, nicht mehr wußte, wohin damit, und zu spucken aufhörte. „Oh, Mischka, jetzt können wir ein schönes Leben führen! Volle Taschen“, sagt er, „und im Mund noch mehr.“ So gingen sie wei-ter und weiter. Gingen und gingen, immer den Weg entlang. Sie kommen in eine Stadt und wis-sen nicht, was für eine Stadt das ist. Sie fanden am Stadtrand eine Alte. „Großmütterchen, laß uns bitte übernachten!“ – „Herzlich gern, übernachtet! Nur zu essen kann ich euch nichts geben, es ist nichts vorbereitet.“ Da steht Mischka auf, holt ei-ne Handvoll Goldstücke heraus und gibt sie der Alten. „Da nimm, Großmütterchen! Nimm diese Handvoll Goldstücke und kaufe uns etwas zum Abendbrot!“ Die Alte lief in die Stadt, kaufte alles mögliche ein, brachte es auf einer Fuhre an, heiz-te sogleich den Ofen an und gab den Kindern zu trinken und zu essen. So leben sie etwa einen Monat bei diesem Großmütterchen. Es geht ihnen gut, und der Alten auch. Dann haben sie mit der Alten eine Unterhaltung: „Großmütterchen“, sa-gen sie, „was gibt es Schönes in Eurer Stadt?“ – „Kinder“, sagt sie, „bei uns wird heuer der Zar gewählt: wir haben keinen Zaren in unserem Staat.“ – „Und wie wird er denn gewählt, Groß-mütterchen?“ – „Am festgesetzten Tag kommt das ganze Volk zusammen, und alle bekommen eine Kerze, und bei wem die Kerze sich entzündet, der wird Zar.“ – „Großmütterchen, da bleiben wir noch solange hier, warten solange.“ – „Bleibt nur, Kinderchen, bleibt! Ich bin froh, wenn ihr bleibt!“ Sie blieben also noch einen ganzen Monat bei der Alten. Dann kam der festgesetzte Tag, und Misch-ka und Grischka begaben sich zum Versamm-lungsplatz. Es war so viel Volk versammelt, daß man es nicht einmal zählen konnte, und alle be-kamen eine Kerze in die Hände. Bei Grischka fing die Kerze in den Händen zu brennen an. Alles Volk blickte sich um: bei diesem Lausejungen ist die Kerze angebrannt – er soll also Zar sein. Das gan-ze Volk begann zu lärmen: „Vielleicht ist er ein Zauberer? Die Sache muß auf ein anderes Mal verschoben werden!“ Sie verschoben die Sache auf ein anderes Mal. Das andere Mal versammelte sich wieder das ganze Volk, und wieder bekamen alle eine Kerze. Wieder entzündete sich in Grisch-kas Händen die Kerze. Das Volk begann wieder zu lärmen: „Was soll das heißen, bei diesem Lause-jungen ist die Kerze zum zweitenmal angebrannt!“ Wie sehr das Volk aber auch lärmte, das Gericht sagte: „Was das Gesetz bestimmt, das muß auch geschehen! Bei Grischka hat sich die Kerze ent-zündet, so muß er auch Zar werden!“ So setzten sie Grischka auf den Zarenthron.
Ein Märchen ist bald erzählt, aber eine Tat nicht so bald getan. Er war nun schon zwanzig Jahre alt. Da bestieg er also den Zarenthron. Der Zar heiratet und lebt mit seiner Frau, und Mischka wohnt bei ihm. „Bruder Grischka, du schläfst mit deiner Frau, ich aber alleine! Ich will heiraten.“ – „Aber gewiß, Bruder, wenn du heiraten willst, – welche du willst, die kannst du dir auch nehmen.“ – „Nein, Bruder, hier will ich nicht heiraten! Hier finde ich keine Braut, die ich liebe. Ich will jetzt fort; wo ich eine Braut finde, die ich liebe, dort will ich heiraten.“ – „Nein, Bruder“, sagt er, „ich würde dir nicht raten, fortzugehen: du gehst fort und bist ohne mich verloren!“ – „Nein, Bruder, ich glaube nicht, daß ich verloren bin! Selbst wenn sie mir’s aus der Tasche stehlen, so habe ich in mir selber viel. Wie kann ich da verloren sein?“ – „Nun“, sagt er, „geh mit Gott! Geh, zieh umher, wenn du nicht auf mich hören willst!“ So machte sich Bruder Mischka auf den Weg. „Leb wohl, Bru-der Grischka“, sagt er. Sie nahmen voneinander Abschied, und er machte sich auf den Weg. Ging er nun eine große oder eine kleine Strecke – jedenfalls verirrte er sich. Er ging und ging, bekam Hunger, aber es ist nichts zu bekommen; Geld hat er zwar, aber nirgends kann er etwas kaufen. Da dachte er an seinen Bruder. „Freilich, der Bruder hat gesagt, daß ich ohne ihn verloren bin!“ Dann kam er an ein Flüßchen. Das Flüßchen eilt dahin, und am Ufer steht ein Büschel Gras. Er aß von diesem Gras – da wurde er ganz schlapp und welk und wurde krank. „Ach, lieber Gott! Was ist mit mir geschehen. Jetzt bin ich verloren! Nun, da läßt sich nichts machen. Ich will an diesem Flüß-chen entlanggehen; sollte es mich wirklich zu kei-ner Behausung führen?“ Er ging an dem Flüßchen entlang, und wieder fand er ein Büschel Gras. „Ich will mich ein wenig setzen“, sagt er, „und etwas essen: man stirbt nur einmal!“ sagt er. Er setzte sich neben das Büschel und aß dieses Gras. Er hatte von dem Gras gegessen – da fiel die ganze Krankheit von ihm ab, er wurde ganz rein, wurde gesund und schön, schöner als vorher. „Gott sei Dank!“ sagt er. „Gott ist nicht ohne Erbarmen: hat mir die Gesundheit wieder gegeben.“ Er pflückte so viel wie möglich von diesem Gras und steckte’s in die Tasche. Kehrte zurück zu dem anderen und pflückte auch davon. Dann ging er den Fluß ent-lang und kam auf eine große Straße. Ging die große Straße entlang und kommt so in eine Stadt. In dieser Stadt fand er am Stadtrand eine Alte. „Großmütterchen, laß mich bei dir übernachten!“ sagt er. „Herzlich gerne. Übernachte nur, mein Kind! Nur zu essen kann ich dir nichts geben.“ Mischka steckte die Hand in die Tasche und gibt der Alten eine Handvoll Gold. „Nimm“, sagt er, „und kauf mir etwas zum Abendbrot!“ Die Alte freute sich, nahm die Goldstücke und lief in die Stadt; kaufte alles mögliche zusammen und brachte’s mit einer Fuhre an. Gleich heizte sie den Ofen, buk und kochte und gab ihrem Logiergast zu essen. Dann fragt Mischka die Alte: „Was gibt es Schönes bei Euch?“ – „Was es Schönes gibt? Von unserem König die Tochter ist dreißig Jahre krank, und niemand kann sie gesundmachen; aus fremden Ländern haben sie Doktoren geholt – niemand kann sie gesundmachen.“ – „Melde mich mal an. Großmütterchen! Kann ich sie denn nicht gesundmachen?“ – „Ach, mein Kind“, sagt sie, „wie willst du sie denn gesundmachen? Verschie-dene Doktoren haben sie behandelt und haben sie nicht gesundmachen können. Wenn du sie näm-lich behandelst und nicht gesund machst, kostet es dich den Kopf! Alle die Zaunpfähle hier sind mit Köpfen behangen, ein einziger Pfahl ist noch üb-rig, wohl für deinen Kopf.“ – „Ach nein. Großmüt-terchen, melde mich trotzdem an: vielleicht ma-che ich sie gesund!“ Die Alte lief zum König. Sie kam zum Schloß, die Diener halten sie an: „Was willst du, Großmütterchen?“ – „Hier, so und so, bei mir übernachtet einer und will versuchen, eure Tochter gesundzumachen.“ Die Diener meldeten es gleich dem König. Der König befahl, der Lo-giergast der Alten solle sofort kommen. Der mel-dete sich sogleich beim König. Der König fragt: „Nun, mein Freund, willst du’s versuchen, meine Tochter zu behandeln?“ – „Jawohl“, sagt er, „ich werde Eure Tochter gesundmachen.“ – „Nun, wenn du meine Tochter gesundmachst“, sagt er, „belohne ich dich mit all meinem Vermögen, wenn aber nicht – kostet es deinen Kopf! Hier der eine Zaunpfahl ist schon bereit. Wie willst du sie denn behandeln?“ – „Es müssen zwei Bäder geheizt werden“, sagt er, „und sie wird gesund sein.“ Der König befahl, das Bad zu heizen. Das Bad wurde geheizt, sie führten die Königstocher mit dem Doktor ins Bad. Mischka holte sogleich das Gras heraus, von dem er krank geworden war, legte es in das warme Wasser und wusch sie mit diesem Gras am ganzen Körper. Darauf wurde sie noch schlimmer krank. Man führte sie aus dem Bad. Der König sah sie an. „Noch schlimmer hat’s der Doktor gemacht, hat meine Tochter bis auf den Tod geheilt! Besser schlage ich ihm gleich den Kopf ab, statt das zweite Bad heizen zu lassen, er bringt meine Tochter sonst noch ganz um. Oder soll ich nochmal heizen lassen? Was wird noch daraus werden?“ Der König ließ das zweite Bad heizen. Und die Königstochter wurde mit dem Doktor ins zweite Bad geführt. Mischka nahm das Gras, von dem er gesund geworden war, weichte es im Wasser auf und hieß sie, von dem Wasser zu trinken. Und dann wusch er sie mit diesem Wasser. Mit einemmal war die ganze Krankheit von ihr abgefallen, sie wurde gesund und schön, er hätte sie die ganze Zeit nur ansehen mögen. Da nimmt die Königstochter Mischka bei den Hän-den, küßt ihn auf den Mund und sagt: „Sei du mein lieber Gemahl!“ Sie faßten sich an den weißen Händen und gehen aus dem Bad geradewegs ins Schloß. Der König sah aus dem Fenster, sieht den Doktor kommen, aber an seine Tochter wagt er gar nicht zu denken, traut seinen Augen nicht. „Sollte dieser Doktor wirklich meine Tochter ge-sundgemacht haben und jetzt mit ihr kommen?“ Da kommt seine Tochter heran. „Guten Tag, Vater und Mutter! Dieser Doktor hat mich gesundge-macht. Ich möchte seine Frau werden!“ sagt sie. Der König dachte nicht lange nach, ließ gleich Hochzeit feiern. Er traute sie. So leben sie nun. Dann begann sie ihn zu bedrängen. „Warum“, sagt sie, spuckst du Gold?“ – „Ich spucke von Na-tur Gold“, sagt er, „bei uns spuckt alles Gold!“ Nun, wie sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte nichts erreichen. Da veranstaltete sie ein Fest, braute Bier, ließ alle möglichen Weine kommen, lud eine Menge Gäste ein und bat sie: „Könntet ihr meinen Mann nicht irgendwie dazu verleiten, ein Gläschen Wein zu trinken!“ (Er trank aber nicht.) Die Gäste also tranken auf dem Fest, aber ihn konnten sie auf keine Weise verleiten, auch nur einen Tropfen Wein zu trinken. So gingen alle Gäste auseinander und hatten nichts mit ihm an-fangen können. Sie aber wollte der Sache trotz-dem gar zu gern auf den Grund kommen. Sie heizte also ein Bad. Am Morgen ging er ins Bad, sie setzte den Samowar an, kochte Tee, goß ihm ein Glas Tee ein und goß in dieses Glas von den allerteuersten Weinen hinzu. Dann kommt Misch-ka aus dem Bad und setzt sich, um Tee zu trin-ken. Hatte sich zum Tee gesetzt, trank das Glas aus, wurde betrunken und fiel um. Seine Frau sagt: „Diener, tragt ihn ins Schlafzimmer: er hat gewiß Rauch geschluckt.“ Die Diener legten ihn auf seine Lagerstatt, auf ein Federbett. Er lag dort einige Zeit, es wurde ihm übel, und er spie diesen Magen aus, durch den er Gold spuckte. Seine Frau sah’s sogleich, wusch den Magen ab, aß ihn und spuckte – ein Goldstück sprang heraus. „Ach, deswegen also hat er immer Gold gespuckt! Die-ner“, sagt sie, „nehmt ihn und tragt den Trunken-bold auf den Abtritt!“
Die Diener nahmen ihn und warfen ihn auf den Abtritt. Er kam dort wieder zu sich und sagt: „Du lieber Gott, wie bin ich hierher gekommen? Habe beim Tee gesessen und finde mich jetzt auf dem Abtritt. Gewiß ist irgend etwas Schlimmes pas-siert. Wohin soll ich denn jetzt gehen – nackt und ganz voll Schmutz? Ich muß mich ja schämen, unter die Leute zu gehen.“ Er wickelte sich kur-zerhand in eine Bastmatte und ging aus der Stadt. Er kam an einen Graben, wusch sich und ging weiter. Lief und lief, immer durch Wald und immer durch Wald. Lief so lange, bis er zu müde zum Weitergehen war. Da steht ein Apfelbaum und hat so schöne Äpfel – er hätte sie die ganze Zeit an-sehen können. Gleich pflückte er von diesen Äp-feln und aß sich satt. Auf einmal war er ganz mit Hörnern bedeckt. „Lieber Gott, was ist mit mir passiert? Jetzt bin ich verloren! Freilich, der Bru-der hat’s gesagt. Jetzt habe ich kein Geld und bin ganz mit Hörnern bedeckt! Wohin soll ich jetzt gehen?“ So schleppte er sich weg von dem Apfelbaum, aber die Hörner hindern ihn: sie bleiben überall an den Bäumen hängen. Er kam zu einem anderen Apfelbaum, pflückte einen Apfel, aß ihn – ein Horn fiel ab. Da aß er sich an diesen Äpfeln satt – und alle Hörner fielen ab. Sogleich pflückte er eine Menge von diesen Äpfeln. Dann zu jenem Apfelbaum und von jenen gepflückt. Und er kehr-te wieder in die Stadt zurück. Kam in die Stadt und suchte wieder seine Alte am Stadtrand auf. „Großmütterchen, laß mich übernachten!“ sagt er. „Herzlich gern, mein Kind! Übernachte!“, sagt sie. Er blieb also und übernachtete dort. Die Alte gab ihm Abendbrot und legte ihn schlafen. „Großmüt-terchen, hast du nicht vielleicht einen neuen Korb? Bring diese Äpfel hier zur Königstochter und verkaufe sie!“
Das Großmütterchen brachte einen Korb. Er stopfte ihn ganz voll Äpfel. Sie brachte sie zur Kö-nigstocher. Die Dienerinnen kommen heraus: „Großmütterchen, was bringst du da?“ – „Hier die Äpfel zum Verkauf!“ Die Königstochter freute sich und kaufte die Äpfel. Kaufte sie, und gleich in ihr Zimmer und gegessen! Hat sie einen Apfel geges-sen, wächst ein Horn, wächst ein Horn. So war sie ganz mit Hörnern bedeckt. Die Dienerinnen liefen nach einem Doktor. Die Doktoren kamen mit Sä-gen und begannen die Hörner abzusägen. Haben sie ein Horn abgesägt, so wächst ein noch größe-res nach mit einer Gabel. Sie plagten und plagten sich und können nichts machen. Sie meldeten’s dem König. Der König wurde traurig, weiß nicht, wie er diese Hörner abnehmen soll. Sogleich schickt er eine Bekanntmachung in alle Teile des Landes, in alle Gouvernements, wer kann, soll zum König kommen. Da kamen Doktoren aus al-len Gegenden und begannen die Hörner abzusä-gen. Ein Horn haben sie abgesägt, da wächst ge-genüber ein noch größeres, mit einer Gabel. Sie plagten und plagten sich, konnten mit den Hör-nern nichts machen und fuhren wieder fort. Da schickt der Logiergast seine Alte: „Geh zum König und sage, ich habe einen Logiergast, der will die Hörner abnehmen.“ Der König befahl dem Logier-gast, sofort zu ihm ins Schloß kommen. Der Lo-giergast kam ins Schloß. Der König fragt: „Wie ist’s, Logiergast, kannst du die Hörner meiner Tochter abnehmen?“ – „Ja“, sagt er. „Wie willst du sie denn abnehmen?“ – „Es muß ein Bad geheizt und die Hörner müssen aufgeweicht werden, dann werde ich sie abnehmen. Und sie muß ins Bad ge-bracht und eingeschlossen werden, und das Bad darf nicht eher aufgeschlossen werden, als ich es sage, und wenn Ihr es früher aufschließt, dann macht Ihr alles zunichte, und ich kann die Hörner nicht abnehmen.“ So machten sie es mit dem Kö-nig aus. Der König befahl, das Bad zu heizen. Das Bad wurde geheizt. Aber wie bringt man sie hin? Sie kommt ja nicht aus dem Zimmer heraus. Sogleich wurde allen Sägern befohlen, sie sollten die Hörner zu gleicher Zeit absägen und die Kö-nigstocher durch die Tür zerren. Gleich versam-melten sich alle Säger; sie hatten sie noch nicht durchgezerrt – da war sie wieder ganz mit Hör-nern bedeckt. So sägten sie an jeder Tür die Hörner ab und zerrten sie durch. So brachten sie sie auch ins Bad. Sogleich wurde die Tür verschlossen und rings ums Bad eine Wache aufgestellt. Er warf sie auf die Schwitzbank und machte Dampf, die Hörner aufzuweichen. Er machte so viel Dampf, daß er selber im Bad keine Luft mehr kriegte. Dann hatte er drei Eisenstangen vorbereitet, mit denen behandelt er sie. Behandelte, behandelte und behandelte sie, daß sie die Besinnung verlor. Sie schrie, schrie und hörte auf zu schreien. Die Wache, die am Bad stand, meldete dem König: „Deine Tochter hat im Bad geschrien, geschrien und aufgehört.“ Der König wollte aus Ungeduld das Bad aufschließen, dann besann er sich, daß ausgemacht war, das Bad dürfe nicht aufge-schlossen werden, ehe es der Doktor erlaubt. Dann spuckte die Königstochter den Hühnerma-gen aus. Er nahm den Magen, wusch ihn in war-mem Wasser und verschluckte den Magen. Spuck-te, und ein Goldstück sprang heraus. Dann gab er ihr von den Äpfeln, von denen er selber gesund geworden war. Sie begann diese Äpfel zu essen, und die Hörner begannen von ihr abzufallen. Sie aß sich an den Äpfeln satt – alle Hörner waren abgefallen, sie war gesund. Sie sah diesen Doktor an und sieht, daß es ihr Mann ist. Sogleich fiel sie auf die Knie: „Oh, Liebster, vergib mir meine Schuld! Ich habe böse an dir gehandelt, meinen Spott getrieben!“ – „Nun“, sagt er, „Gott wird dir vergeben! Vergib du mir!“ Sie vergaben einander und begannen wie früher zu leben. Dann riefen sie auf einmal: „Schließt das Bad auf!“ Es wurde aufgeschlossen. Sie gehen Hand in Hand gerade-wegs ins Schloß. Der König freute sich darüber, daß die Tochter gesund geworden war und mit ihrem Mann kommt. Da gab er ein Fest für alle Christenwelt. Sie tranken, feierten und waren ta-gelang lustig. Dann wollte Mischka seinen Bruder Grischka besuchen. Und seine Frau bettelte: „Ich trenne mich nicht von dir, nimm mich mit!“ – „Nun, fahren wir, warum nicht!“ Sie machten sich bereit und fuhren los. Kamen in den Staat, wo der Bruder lebt. Der Bruder freute sich sehr. Sie blie-ben zwei, drei Tage zu Gast, dann erinnerten sie sich ihres Vaters. „Wir müssen unseren Vater be-suchen fahren, wie es ihm geht!“ Also brachen die beiden Brüder auf und fuhren los – beide hochan-gesehene Leute, der eine König, der andere Zar. Sie kommen zu jener Stadt, da hütet ein Hirt eine Herde Schweine. Sie sehen diesen Hirten und ru-fen: „Komm mal her, Alter, zu uns!“ Der Alte er-schrak, begann zu zittern, weiß nicht, was er tun soll. Sie sehen, daß der Alte erschrocken ist, und rufen ihm zu: „Komm nur, komm, Alter, hab keine Angst!“ Der Alte kam heran. Sie fragen: „Höre Al-ter, in dieser Stadt war ein Iwan-Dummkopf, lebt der noch oder nicht?“ – „Er lebt, er lebt, meine Lieben. Ich selbst bin’s!“ – „Bist wirklich du selber Iwan der Dummkopf?“ – „Ja, meine Lieben!“ – „Wie bist du denn unter die Hirten geraten? Er war doch reich.“ – „Das ganze Hab und Gut ist noch da, aber meine Frau lebt mit ihrem Liebsten zusammen, und mich haben sie gezwungen, die Schweine zu hüten.“ – „Nun, Alter, steig zu uns in den Wagen, wenn es so ist, wenn du wirklich Iwan der Dummkopf bist!“ Der Alte erschrak, wagt nicht einzusteigen, weiß nicht, was er tun soll. „Steig ein, steig ein!“ sagen sie, „wovor hast du Angst?“ – „Die Schweine werden mir davonlau-fen“, sagt er. „Nun, der Teufel soll die Schweine holen, genug der Schweine! Steig ein!“ Der Alte setzte sich zu ihnen in den Wagen. Sie kamen zu ihrem Haus. Gingen ins Haus hinein. Ihre Mutter sitzt mit ihrem Liebsten am Tisch, sie schmusen miteinander. Sie packten ihre Mutter, traten ihr auf den einen Fuß, ergriffen den anderen und ris-sen sie mitten auseinander; und den Liebhaber banden sie an die Tür und erschossen ihn. Das Hab und Gut ließen sie ihren Brüdern, den Alten aber nahmen sie mit und fuhren dann jeder in sein Königreich. Sie lebten herrlich und in Freuden und wurden reiche Leute. Und leben noch heute.
Aus ist die Mär, zu erzählen ist nichts mehr.
Das goldene Ei
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