In einer Kirche sollte einmal das Fest des heiligen Malarius gefeiert werden. Einen Tag vor dem Fest hatten jedoch die Knechte des Pfaffen die gegossene Figur dieses Heiligen aus der Kirche gestohlen und in den Keller des Pfaffen gebracht, dorthin, wo Milch und Sahne standen. Die Knechte aßen die Sahne auf und schmierten den heiligen Malarius damit voll. Dann gingen sie fort und ließen den Heiligen im Keller zurück. Als die Wirtschafterin des Pfaffen Sahne holen wollte, war keine mehr da, nur der heilige Malarius stand dort und war ganz mit Sahne beschmiert. Die Wirtschafterin wurde wütend und schlug dem Heiligen so heftig ins Gesicht, daß er entzweiging.
Bald erfuhr auch der Pfaffe, daß Malarius zerbrochen im Keller lag.
Am nächsten Tag sollte das Fest des heiligen Malarius stattfinden, aber es war kein Malarius da.
Im Dorfe lebte ein Schmied, der dem Malarius ähnlich sah. Der Pfaffe dingte den Schmied, während der Messe in der Kirche zu stehen. Er zog ihm die gleiche Kleidung an, die Malarius gehabt hatte. Dann stellte er ihn auf den Altar, wo auch Malarius gestanden hatte.
Während der Messe schmolz über dem „Malarius“ eine Kerze, fiel auf den Heiligen herab und verbrannte ihn tüchtig. Da sprang er vom Altar und lief in die Sakristei, in der sich der Pfaffe immer umzog. Der Pfaffe beendete die Messe, denn Malarius war nicht mehr in der Kirche. Er sagte zu den Leuten: „Ja, Leute, ihr habt so schlecht gebetet, daß Malarius davongelaufen ist.“
Dann hörte der Pfaffe auch zu beten auf, denn es war Zeit, nach Hause zu gehen. Die Leute verließen die Kirche. Der Pfaffe ging in die Sakristei, holte den Schmied und stellte ihn schnell wieder dorthin, wo er gestanden hatte. Dann lief er auf die Kirchentreppe hinaus und schrie: „Betet, Leu-te! Malarius ist zurückgekommen, und wir können die Messe zu Ende bringen.“
Da kamen die Leute in die Kirche zurück, und der Pfaffe hielt die Messe ab. So verlief das Fest des heiligen Malarius.
Das Fest des heiligen Malarius
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