Bauer, Bär und Fuchs

Ein Bauer und ein Bär waren unzertrennliche Freunde. Einmal wollten sie Rüben säen. Sie säten die Rüben und beredeten sich, wer was haben sollte. Der Bauer sagte: „Für mich die Wurzeln, für dich, Mischa, was oben ist.“ Als die Rüben schön groß waren, nahm sich der Bauer die Wurzeln, der Bär dagegen, was oben war. Da merkt er, daß er es falsch gemacht hat, und sagt zum Bauern: „Du hast mich übers Ohr gehauen. Wenn wir wieder etwas säen, sollst du mich nicht noch einmal so an der Nase herumführen.“
Ein Jahr war vergangen, da sagt der Bauer zum Bären: „Komm, Mischa, laß uns Weizen säen.“ – „Immer zu“, sagt der Bär, und sie säten Weizen. Als der Weizen reif war, sagt der Bauer: „Was willst du jetzt nehmen, Mischa? Die Wurzeln, oder was oben ist?“ – „Nein, Bruder, diesmal wirst du mich nicht übers Ohr hauen. Gib mir die Wurzeln und nimm du, was oben ist.“ Sie ernteten den Weizen und teilten. Der Bauer drosch ein wenig Weizen, buk sich Brot, ging damit zum Bären und sagt: „Sieh nur, wie schön das Obere ist!“ – „Bauer“, sagt der Bär, „jetzt bin ich böse auf dich, ich will dich fressen!“ Der Bauer ging weg und brach in Jammern aus.
Da kommt der Fuchs und sagt zu ihm: „Was jammerst du?“ – „Wie soll ich nicht jammern, wie soll ich nicht klagen? Der Bär will mich fressen!“ – „Hab keine Angst, Onkel, er wird dich nicht fres-sen!“ Er versteckte sich hinter den Sträuchern und hieß den Bauern, stehenzubleiben und zu warten; kam wieder heraus und fragt: „Bauer, gibt es hier nicht ein paar Wölfe oder Bären?“ Der Bär aber ging zu dem Bauern hin und sagt: „Ach, Bauer, sag nichts, ich will dich auch nicht fressen.“ Antwortet der Bauer dem Fuchs: „Nein!“ Der Fuchs lachte und sagte: „Und was ist das, was dort am Wagen liegt?“ Der Bär sagt dem Bauern leise ins Ohr: „Sag, es ist ein Holzklotz.“ – „Wenn’s ein Holzklotz wäre, dann wäre er auf dem Wagen festgebunden“, antwortet der Fuchs und lief wieder hinter die Sträucher. Der Bär sagte zum Bauern: „Binde mich und leg mich auf den Wagen!“ Das tat der Bauer.
Nun kehrte der Fuchs wieder zurück und fragt den Bauern: „Bauer, hast du nicht ein paar Wölfe oder Bären zur Hand?“ – „Nein!“, sagte der Bauer. „Und was ist das, was dort auf dem Wagen liegt?“ – „Ein Holzklotz.“ – „Wenn’s ein Holzklotz wäre, steckte eine Axt darin!“ Der Bär sagt leise zum Bauern: „Hau deine Axt in mich hinein.“ Der Bau-er hieb ihm die Axt in den Rücken, da war der Bär tot. Kam der Fuchs hervor und sagt zum Bauern: „Bauer, was gibst du mir nun für meine Arbeit?“ – „Ich will dir ein Paar weiße Hühner geben. Da nimm, sieh aber nicht hinein.“
Der Fuchs bekam vom Bauern einen Sack und zog davon. Er trug und trug ihn und denkt: „Ich will doch einmal hineinsehen.“ Sah hinein, da waren zwei weiße Hunde darin. Die Hunde springen heraus und jagen ihm nach. Der Fuchs rannte und rannte und kroch in ein Loch unter einen Baumstumpf. Wie er so sitzt, spricht er vor sich hin: „Öhrlein, was habt ihr getan?“ – „Wir haben im-mer gelauscht.“ – „Und ihr, Beine, was habt ihr getan?“ – „Wir sind immer gelaufen.“ – „Und ihr, Äuglein?“ – „Wir haben immer ausgeschaut!“ – „Und du, Schwanz?“ – „Ich habe dich immer beim Rennen behindert!“ – „So, so, du hast mich immer behindert? Wart, ich werd’s dir zeigen!“ Und damit steckte er den Schwanz hinaus, wo die Hunde waren. Die Hunde packten den Schwanz, zogen den Fuchs heraus und rissen ihn in Stücke.

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